Herausgeber des Buches sind der Wuppertaler Dieter Nelles und Andreas G. Graf, die das Werk durch eine umfassende Studie zu Widerstand und Exil deutscher Anarchisten ergänzten.
Anhand unterschiedlicher Quellen, viele Informationen wurden ihnen erst durch neue Archivöffnungen möglich, versuchen die Herausgeber, die Mischung von Authentizität und Fiktion in Berners Bericht aufzulösen. So rekonstruierten sie seine Reise, wandelten Decknamen in reale Personen, Ereignisse und Orte um. Besonders der erste Teil des Buches kann es durchaus mit der Spannung eines Kriminalromans aufnehmen. Geschichte live, mit allen Ängsten und Gefühlen der handelnden Widerstandskämpfer. Besser als in jedem Geschichtsbuch wird ihre Motivation deutlich, die tägliche Gefahr, in der sie lebten, werden Nischen aufgezeigt, die ihnen ein Stück Normalität boten. Gleichzeitig bietet sich dem Leser ein Stück Wuppertaler Vergangenheit, große Ereignisse auf einen überschaubaren Raum reduziert.
Berners Schilderung setzt bei seiner illegalen Grenzüberschreitung bei Aachen ein, er schildert seine Ängste bei der Paßkontrolle, seine Erleichterung, als er ungehindert seine Reise nach Köln fortsetzen kann. Hier bezieht er eine kleine Pension. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, erfindet er die Geschichte einer Geliebten, macht so sein Ausbleiben über Nacht glaubhaft. Mit einem Vorortszug begibt er sich nach Wuppertal, versucht, sich in der fremden Stadt zu orientieren. Erste Station ist die Schwester von Helmut Kirschey, Änne Niessen, die es kaum glauben kann, Nachrichten von ihrem Bruder zu erhalten, einen Genossen aus Spanien vor sich zu haben. Sie berichtet Berner, daß ihr zweiter Bruder Gustel bereits im KZ sitzt. Nach kurzer Zeit muß sich Berner bereits wieder auf den Weg machen, denn auch in Düsseldorf muß er Kontaktpersonen treffen.
Seine Schilderungen geben ein authentisches Bild von der Situation deutscher Anarchisten während der Nazi-Diktatur, zeigen, unter welchen enormen Schwierigkeiten überhaupt ein Kontakthalten möglich ist. Dazu kommt ihre wirtschaftliche Situation, viele haben den Job verloren, versuchen dennoch, Freunde zu unterstützen.
Wissenschaftlicher, aber keineswegs langweilig, zeigt sich der zweite Teil des Buches. Neben einer umfassenden Quellenangabe und einer Kommentierung beschäftigen sich Dieter Nelles und Andreas Graf mit den Aktivitäten der deutschen anarchosyndikalistischen Exnianten in Spanien vor und während des Bürgerkriegs. Diese Informationen stammen zum Teil aus erster Hand, denn die beiden Autoren haben seit vielen Jahren Kontakte zu den ehemaligen Spanienkämpfern. Viele Fotos aus Privatbesitz unterstreichen diese Aussagen.
Aus: Wuppertaler Rundschau vom 08.07.1998