Der deutschsprachige Anarchismus und seine Presse
Ein Forschungsbericht von Jochen Schmück 

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"Abseits von den Wegen, die die wohl gepflegten Schonungen des deutschen Blätterwaldes in die Jagen der Parteipresse, der Fachpresse, der Unterhaltungs-Zeitschriften usw. trennen, liegt auf rauhem, schwankendem Grunde gewachsen, ein dornenstarrendes Urwaldgebiet. In seine knorrigen Wildgewächse hat häufig der Sturm der Gewalt breite Schneisen geschlagen und viel totes Holz modert im Grunde. Es ist das Gebiet der anarchistischen Presse. Ihr Werden und Vergehen spielt sich nach eigenen Gesetzen ab. Nur aus den Mitteln wirtschaftlich Schwacher gegründet und genährt, gehen viele solcher Blätter an pekuniärer Entkräftung bald ein, andere werden von der Staatsmacht unterdrückt, und doch entstehen sie immer wieder von neuem und knüpfen dort an, wo der Faden riß . . ."
Ernst Drahn
Von einem verengten Gesichtspunkt sichtbarer politischer Wirksamkeit aus betrachtet, muß die bis in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts zurückreichende Geschichte des deutschsprachigen Anarchismus als die einer politisch "gescheiterten" Bewegung beurteilt werden. Dieses Stigma des Scheiterns hat im Einklang mit dem "Erfolgskult" der Geschichtswissenschaften nicht unerheblich mit dazu beigetragen, daß der deutschsprachige Anarchismus in der Forschung über lange Zeit hinweg nur unzureichend berücksichtigt wurde. Doch "realpolitisch" im traditionellen Sinne waren - wenn man von einigen politischen Konzepten der frühen theoretischen Begründer des Anarchismus, wie z. B. Proudhon und zum Teil auch noch Bakunin, absieht - die Ziele dieser ideologisch und organisatorisch heterogenen Bewegung von Anfang an nicht angelegt. Eher waren sie der Versuch der Verwirklichung einer konkreten Sozialutopie. Nicht die Eroberung der Macht, sondern die Abschaffung aller autoritären gesellschaftlichen Strukturen war ihr Ziel. Im Sinne des traditionellen Politikverständnisses ist also die Perspektive des Anarchismus anti- politischer Natur. Und im Einklang mit dieser Zielsetzung war das bevorzugte "politische" Mittel der Anarchisten das der Aufklärung.

Diese für sämtliche Strömungen des Anarchismus verbindliche Ausgangsposition, die in der Praxis einer der Aufklärung verpflichteten Propaganda gegenüber allen anderen politischen Mitteln den Primat zuerkannte, bewirkte den hohen Stellenwert, den die Presse in der Geschichte des Anarchismus insgesamt erlangte. Zugleich erklärt sie die aus dem Spannungsfeld zwischen weltanschaulicher Aufklärung und dem Versuch einer konkreten politischen Einflußnahme auf die gesellschaftliche Realität resultierenden Widersprüche. So unabdingbar die Presse als Konstituens und Bindeglied für die anarchistische Bewegung war, so politisch destabilisierend erwies sich aufgrund des Primats der "reinen" Aufklärung häufig die Rolle, die dieses Medium innerhalb des organisatorischen Entwicklungsprozesses des Anarchismus spielte. Zwar kann das pluralistische Erscheinungsbild der deutschsprachigen libertären Presse als Ausdruck der kulturellen Vitalität und der publizistischen Realisierung des föderalistischen Selbstverständnisses der anarchistischen Bewegung gewertet werden, doch zugleich ist unübersehbar, daß der organisatorische Entwicklungsprozeß dieser Bewegung durch die Vielzahl untereinander konkurrierender Organe nicht unerheblich gebremst und ihre politische Handlungsfähigkeit dementsprechend gelähmt wurde. Der Vergleich zwischen der offenkundigen politischen Bedeutungslosigkeit der bevorzugt mit den Mittel der Presse propagandistisch agierenden kommunistischen Anarchisten in der Weimarer Republik und dem anfänglichen Erfolg der zumindest in der Revolutionszeit 1918/19 durchaus im konkreten Sinne mit den Mitteln der direkten revolutionären Aktion politisch handelnden Anarchosyndikalisten verdeutlicht dieses in der anarchistischen Ideologie verwurzelte Dilemma.

Die deutschen Anarchisten waren sich dieses Dilemmas durchaus bewußt. Das zeigen ihre immer wieder nachweisbaren Anstrengungen, die mündliche und schriftliche Propaganda durch eine flankierende Propaganda der Tat zu ergänzen. In ihrer militanten Ausprägung erwies sich jedoch die Propaganda der Tat für den deutschsprachigen Anarchismus als ein politisches Desaster. In ihrer konstruktiven Form - etwa in Gestalt der von Gustav Landauer um die Jahrhundertwende und später in der Weimarer Republik von seinen Anhängern unternommenen Versuche zur Realisierung der anarchistischen Siedlungs- und Genossenschaftsideen - blieb dagegen diese Propaganda auf einige wenige soziale Experimente beschränkt, die zudem in der Bewegung heftig umstrittenen waren. Von einem kulturhistorischen Gesichtspunkt aus betrachtet sind dagegen die Leistungen der deutschsprachigen Libertären nicht nur bemerkenswert, sondern ihre radikale Gesellschaftskritik und ihre kulturrevolutionären Aktivitäten haben ihre Zeit weit mehr geprägt, als dies bislang von der Geschichtsschreibung anerkannt worden ist.

Der hohe Stellenwert der Presse für die anarchistische Bewegung und dementsprechend auch für die Untersuchung ihrer Geschichte ist von verschiedenen Historikern in der Anarchismusforschung immer wieder hervorgehoben worden. So betont etwa der amerikanische Historiker Andrew Carlson in der Einleitung zu seiner Arbeit über die Entstehungsgeschichte des organisierten Anarchismus in Deutschland: "A serious study of anarchism is virtually impossible unless one has access to a large number of anarchist newspapers and pamphlets".[1)] Zur Untermauerung seiner These verweist Carlson auf den russischen Anarchisten Pjotr Kropotkin (1842-1921), der in seinen "Memoiren eines Revolutionärs" zu einer ähnlichen Einschätzung hinsichtlich der Bedeutung der sozialistischen Presse insgesamt kommt:

"Die sozialistische Literatur ist niemals reich an Büchern gewesen. Sie ist für Arbeiter geschrieben, für die schon ein Pfennig von Wert ist, und ihre Hauptstärke beruht in den Flugblättern und Zeitungen. Wer sich daher über den Sozialismus unterrichten will, der findet das, was er am meisten braucht, am wenigsten in Büchern. Sie enthalten die Theorien oder die wissenschaftlichen Begründungen für die sozialistischen Ziele, aber sie geben keine Vorstellung davon, wie die Arbeiter sozialistische Ideale aufnehmen und wie sich die letzteren verwirklichen lassen. Es bleibt nichts übrig, als Jahrgänge von Zeitungen vorzunehmen und sie ganz durchzulesen, die Tagesnachrichten so gut wie die Leitartikel, die ersteren vielleicht noch mehr als die letzteren." [2)]

Die Defizite auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung des deutschen Anarchismus führt Carlson vor allem auf die extrem schwierige Quellenlage zurück:

"The lesser known 'characters' and organizations have been all but forgotten except in the crumbling pages of some little known anarchist monthly of which only one copy is to be found in the entire world. Many of the anarchist newspapers had a small circulation and were printed on such a cheap paper that they have not survived the ravage of time. This is also true of the pamphlets of the anarchists which were so important in spreading the message. (. . .)

Such German anarchist ephemera are to be found in many of the larger libraries but no single library possesses what could be called a large collection. Therefore, the researcher is forced to comb the libraries of the world to have access to a sufficient amount of this type of material. Perhaps it is for this reason that there is no general work on the subject of anarchism in Germany". [3)]

Ungeachtet der Notwendigkeit, die also eine medienhistorische und bibliographische Erschließung der anarchistischen Presse für die Historiographie des deutschsprachigen Anarchismus insgesamt besitzt, hat sich die Forschung in diesen Bereichen über lange Zeit hinweg sehr zurückgehalten.[4)] Das gleiche gilt allerdings auch für die organisations- , ideen- und sozialgeschichtliche Erforschung des deutschsprachigen Anarchismus, die im deutschsprachigen Raum von der Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung stets sehr stiefmütterlich behandelt wurde. Ausnahmen wie etwa die in vielerlei Hinsicht immer noch den letzten Stand der Forschung markierenden Arbeiten des anarchistischen Historikers Max Nettlau [5)] bestätigen hier die Regel.

Erst in jüngerer Zeit, d. h. konkret im Zuge der Wiederbelebung libertärer Traditionen durch die 68er "Studentenrevolte", lassen sich auch in der deutschsprachigen Literatur zur Geschichte der Arbeiterbewegung verstärkt Ansätze zur Neubewertung und Würdigung der anarchistischen Einflüsse erkennen.[6)] Doch verweist der auf die Geschichte des Anarchosyndikalismus und Linkskommunismus spezialisierte Historiker Hans Manfred Bock darauf, daß es bisher keine "methodisch reflektierte und dokumentarisch abgestützte Gesamtdarstellung des deutschen Anarchismus und Anarchosyndikalismus, Voraussetzung einer ernst zu nehmenden Diskussion beider Bewegungen, gibt . . .".[7)]

Zum einen ist es der hohe Ideologisierungsgrad des Themas, der die Beschäftigung mit dem Anarchismus nicht selten zum Kampf in der politischen Auseinandersetzung werden läßt, welcher für die Defizite der Anarchismusforschung verantwortlich ist. Zum anderen haben aber diese Defizite (besonders was die Erforschung der anarchistischen Presse betrifft) ihre Ursache auch in der früheren Mißachtung der Presse als einer ernstzunehmenden Quelle in den unterschiedlichen Wissenschaften. Damit weitgehend im Einklang stehen die entsprechenden Versäumnisse der Archivierungspraxis.[8)] Vor allem letztere sind für die extrem schwierige Quellenlage verantwortlich, mit der sich die Anarchismusforschung heute konfrontiert sieht.[9)] Und diese Defizite beziehen sich nicht nur auf die frühere Archivierungspraxis: Denn trotz nationalem bzw. regionalem Sammelauftrag der Nationalbibliothek und Landesbibliotheken führt auch die zeitgenössische anarchistische Publizistik in den meisten deutschen Archiven und Bibliotheken immer noch ein Schattendasein - und dies erschwert die Forschung.[10)]

Über Jahrzehnte hinweg erschöpften sich die Forschungsergebnisse zur Geschichte der deutschsprachigen Anarchistenpresse in zwei eher oberflächlichen historisch-bibliographischen Aufsätzen der Pressewissenschaftler Ernst Drahn und Karl d'Dester. Während der 1929 von Ernst Drahn veröffentlichte Aufsatz "Die Presse der Anarchisten deutscher Zunge" [11)] zumindest die groben pessehistorischen Konturen des deutschsprachigen Anarchismus skizziert und trotz seiner zum Teil recht gravierenden bibliographischen Mängel zumindest als eine Pionierarbeit auf diesem Gebiet betrachtet werden kann, erweist sich der von Karl d'Ester 1940 im "Handbuch der Zeitungwissenschaft" veröffentlichte Artikel "Anarchistenpresse" historiographisch und bibliographisch als gänzlich unzureichend.[12)]

Im Zuge der Aufwertung des Anarchismus als eines von den verschiedenen Geisteswissenschaften für seriös erachteten Forschungsgegenstandes ist jedoch seit etwa Mitte der achtziger Jahre auch die anarchistische Presse und ihre Geschichte besonders für die Kommunikationswissenschaften attraktiv geworden. [13)]

Rudolf Kaglin verfolgte mit seiner 1984 an der Universität Dortmund eingereichten Diplomarbeit [14)] einen inhaltsanalytischen Forschungsansatz. Vor dem Hintergrund einer historische Skizze des deutschen Anarchismus und seiner Presse (die die bekannte Sekundärliteratur zum Thema berücksichtigt) versucht Kaglin in seiner Untersuchung die Frage zu klären, in welcher Form und in welchem Umfang die Anarchisten der Weimarer Republik ihre Theorien und Programme in ihrer Presse zum Ausdruck brachten. Zur Klärung dieser Frage wurden ausgewählte Nummern des anarcho-syndikalistischen Organs Der Syndikalist und des anarcho-kommunistischen Organs Der freie Arbeiter der Jahre 1924 und 1932 einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Hierbei berücksichtigte Kaglin vor allem Aussagen, die sich auf staatliche Organe (Legislative, Exekutive, Justiz), Parteien (SPD, KPD) und Gewerkschaften beziehen. Erwartungsgemäß bestätigten sich dabei seine Arbeitshypothesen, denen zufolge die überwiegende Anzahl der zitierten Aussagen eine negative Haltung der Anarchisten gegenüber den genannten Organen und Institutionen beinhalten. Sicher wäre eine etwas weniger allgemein gehaltene Fragestellung und eine stärkere Berücksichtigung medienspezifischer Aspekte sinnvoll gewesen. So bleibt etwa die Frage nach dem politischen Stellenwert der Presse innerhalb der anarchistischen Bewegung so gut wie unberücksichtigt. Auch auf das Presseverständnis der Libertären und evtl. in der anarchistischen Presse vorhandene medienemanzipatorische Ansätze geht Kaglin in seiner Arbeit nicht ein. Doch von diesen Vorbehalten einmal abgesehen, gibt seine Arbeit einen interessanten Einblick, wie die libertäre Presse die traditionellen anarchistischen Prinzipien auf die politischen Zeitgeschehnisse bezogen publizistisch umsetzte. Und die von Kaglin verwandte Methode bietet einen vielversprechenden Forschungsansatz für eine weiter in die Tiefe gehende Analyse der anarchistischen Presse.

Während man der Arbeit von Kaglin zugute halten kann, daß sie einen seriösen Quellenumgang pflegt, weist die von Holger Jenrich 1988 an der Universität Münster vorgelegten Dissertation [15)] in dieser Hinsicht erhebliche Mängel auf. Ausgehend von einer Skizze der anarchistischen Presse in Deutschland vor 1945 beschäftigt sich Jenrich in seiner Arbeit vor allem mit der Geschichte der libertären Presse im Nachkriegsdeutschland und in der Bundesrepublik. In seiner historisch-chronologischen Darstellung der libertären Bewegung und ihrer Presse folgt Jenrich bis Anfang der 70er Jahre weitgehend (und leider auch sehr unkritisch) der Arbeit von Günter Bartsch [16)]. Die libertäre Presse selbst hat Jenrich zumindest für diesen Zeitraum als Quelle nur äußerst selten benutzt. [17)] Sicher: angesichts eines derartig komplexen Forschungsgegenstandes wie der Geschichte der Presse des deutschen Nachkriegs- und Neo- Anarchismus ist die vorwiegende Verwendung sekundärer Quellen nicht nur legitim, sondern auch notwendig. Dennoch wäre eine gelegentliche kritische Hinterfragung der benutzten Sekundärliteratur und eine Verifikation durch primäre Quellen angebracht gewesen. Auch wenn Jenrich für den Zeitraum seit Anfang der siebziger bis Mitte der achtziger Jahre sich vermehrt auf die libertären Periodika selbst als Quelle bezieht, bleibt seine Arbeit insgesamt zu sehr auf eine rein ereignisgeschichtliche Darstellung beschränkt. Explizit kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen, wie etwa die Frage nach dem Medienverständnis der Libertären, werden in seiner Arbeit nicht formuliert. Dieses Manko ist besonders unverständlich angesichts der auch in der libertären Bewegung der Bundesrepublik seit Ende der siebziger Jahre intensiv geführten Diskussion über alternative Formen der Medienarbeit, die natürlich auch in der libertären Presse selbst ihren Niederschlag fand. Im Anhang seiner Arbeit hat Jenrich den Versuch einer bibliographischen Gesamtdarstellung der libertären Presse für den Zeitraum von 1945 bis 1985 unternommen. Seine 343 Titel umfassende Bibliographie [18)] enthält jedoch leider eine Vielzahl von (tlw. gravierenden) Fehlern, die, ebenso wie der Verzicht auf Standortangaben, den realen Nutzwert seiner Arbeit schmälern. [19)]

Die von Arno Maierbrugger 1991 an der Universität Wien vorgelegt Diplomarbeit [20)] ist von ihrem Forschungsansatz her recht vielversprechend. Seine Methode ist die der Erschließung der anarchistischen Presse auf dem Wege von Fallstudien ausgesuchter Periodika. Ausgehend von einem Abriß zur Geschichte der deutschsprachigen Anarchistenpresse, beschäftigt sich Maierbrugger explizit mit den von ihm als exemplarisch erachteten Zeitschriften Die Freiheit (1879-1910), Der Sozialist (1891-1915), Kain (1911-1914) und Fanal (1926-1932) sowie Der Ziegelbrenner (1917-1921). Die Ergebnisse seiner Arbeit sind allerdings ausgesprochen enttäuschend. Das Hauptdefizit von Maierbruggers Arbeit liegt in der nur unzureichenden Verwendung primärer Quellen. Dementsprechend gehen seine "Forschungsergebnisse" nur selten über den Forschungsstand der allgemeinen Historiographie des deutschsprachigen Anarchismus hinaus, zumeist bleiben sie sogar weit hinter ihm zurück.

Selbst in den exemplarischen Fallstudien durchdringt Maierbruggers Studie kaum die ereignis- und ideengeschichtliche Oberfläche seines Forschungsgegenstandes. So bezeichnet Maierbrugger zwar die anarchistische Presse als "ein klassisches Beispiel für Gegenöffentlichkeit", aber die in dem Kontext dieses Begriffes naheliegende kommunikationswissenschaftliche Fragestellung nach dem Verhältnis zwischen Zeitungsmachern und Zeitungslesern bleibt (wenn man von einer Randbemerkung zur Leserschaft des Ziegelbrenner absieht) nicht nur unbeantwortet, sondern sie wird erst gar nicht gestellt.

Es ist jedoch nicht nur die Oberflächlichkeit dieser Arbeit, auch nicht die Schludrigkeit im Quellenumgang und die dadurch verursachte Fehlerhaftigkeit, die sie wissenschaftlich disqualifizieren. Weitaus fataler sind die diffamierenden historisch-politischen Aussagen, die Maierbrugger aus der in ihrer Quellengrundlage schwachen Arbeit ableitet. So finden sich in seiner Arbeit z. B. solch abstruse Aussagen wie die folgende:

"Was vom Stirner-Bund zu halten war und welche Ziele er verfolgte, war durch die Lektüre des 'Einzigen' nicht auszumachen. Da wurde Hitlers 'Mein Kampf' neben Friedrich Engels 'Grundsätzen des Kommunismus' und Joseph Roths 'Rechts und Links', Rudolf Steiner, Lion Feuchtwanger und Erich Kästner rezensiert und angeboten und außerdem tatendurstig für die 'dritte Weltepoche', sprich: das 'Dritte Reich' geworben. Unter diesen Voraussetzungen scheint die Rolle der Stirnianer bei der Entstehung des Faschismus und dessen Relation zum 'links'radikalen Sektierertum noch nicht ausreichend betrachtet oder zumindest unterbewertet worden zu sein". [21)]

Hätte Maierbrugger den von ihm hier als Hauptquelle benutzten Helms wenigstens richtig gelesen. Denn Helms behandelt - trotz der seiner Arbeit ebenfalls zugrundeliegenden diffamierenden Tendenz - die Begriffe der "dritten Weltepoche" bzw. des "Dritten Reiches" durchaus differenziert. Eine derartig verkürzte Ableitung, wie sie hingegen Maierbrugger aus dem Eintreten einiger Individualanarchisten für das Stirnersche "Dritte Reich" [22)] hin zur Fragestellung nach der Rolle der Stirnianer bei der Entstehung des Faschismus vornimmt, ist dagegen ausgesprochen vulgär. Politische Reizbegriffe werden da aus ihrem historischen Zusammenhang und aus ihrer realen politischen Bedeutung heraus isoliert in den Raum gestellt, um möglichst kühn erscheinende Thesen produzieren zu können. Aus den realen historischen Gegebenheiten läßt sich jedenfalls eine solche Fragestellung nicht ableiten, sie ist schlichtweg aufgesetzt. Und das erwähnte Beispiel ist beileibe kein Einzelfall. An anderer Stelle erwähnt er den "Inflationsheiligen" Ludwig Christian Haeusser; dieser "rührte" - laut Maierbrugger - "schon früh in den Zwanziger Jahren tief im Sumpf der nationalsozialistischen Ideologie, einem Trend, den der marxistische Stirner-Kenner HELMS dem Individual-Anarchismus zugrunde legt" [23)]. Haeusser stand zwar weder der anarchistischen Bewegung nahe, noch war er Nationalsozialist [24)], aber über diese Fakten setzt sich Maierbrugger - sofern es seinen dubiosen Thesen dient - unbekümmert hinweg. Es ließen sich noch zahlreiche andere Beispiele für Maierbruggers eigenwilligen Quellenumgang anführen [25)], doch das hieße, diese unseriöse Arbeit über Gebühr zu betonen.

Neben diesen Ansätzen zu einer Gesamtdarstellung der deutschsprachigen anarchistischen Presse, hat sich die Forschung immer wieder auch explizit mit der Geschichte einzelner anarchistischer Periodika oder mit dem publizistischen Wirken einzelner Anarchisten beschäftigt. Hierzu gehört beispielsweise die 1936 veröffentlichte Arbeit des russischen Historikers B. Nikolajewsky über das Wirken von Michail Bakunin in der Dresdner Zeitung in den Jahren 1848/49 [26)], aber auch die von dem Publizistikwissenschaftler Armin Richter 1971 vorgelegte Arbeit über die publizistisch-politischen Aktivitäten von Ret Marut in der Münchner Räterepublik [27)]. Auch die 1972 von dem Historiker Dieter Dowe veröffentlichte Arbeit zur Geschichte der Trierschen Zeitung [28)] sollte in diesem Zusammenhang ebenso genannt werden wie die Veröffentlichungen der Publizistin Ulrike Heider zum Wirken des aus Deutschland stammmenden Schriftstellers Robert Reitzel, der in den USA die anarchistische Zeitschrift Der Arme Teufel (1884/85-1900) redigierte [29)].

Hinweise zur Geschichte anarchistischer Periodika und zur Biographie ihrer Herausgeber finden sich auch in einigen Zeitschriftenreprints bzw. in Teilveröffentlichungen von anarchistischen Zeitschriften. Dies gilt z. B. für die von Ernst Theodor Mohl verfaßte Einleitung zum Neudruck der Zeitschrift Der Gesellschaftsspiegel [30)], in der durch Moses Hess geprägte frühanarchistische Tendenzen zum Ausdruck kamen, wie für den von Walter Fähnders betreuten Reprint der Zeitschrift Kampf [31)], die dem deutschen Bohemè-Anarchismus nahestand. Im Reprint der Zeitschrift Der Ziegelbrenner findet sich eine kürzere Skizze zur Geschichte dieses individualanarchistischen Blattes und zur Biographie ihres Herausgebers von dem Traven-Forscher Rolf Recknagel [32)]. Heiner Becker hat in dem von ihm herausgegeben Sammelband von Artikeln Johann Mosts eine auf die wichtigsten Daten reduzierte historische Skizze zur Geschichte der Freiheit vorgelegt [33)]. Und ein Abriß zur Geschichte des Sozialist findet sich in dem von Ruth Link-Salinger herausgegebenen Sammelband von Artikeln Gustav Landauers [34)].

Darüberhinaus ist die anarchistische Presse in einigen Studien der jüngeren Anarchismusforschung nicht nur als Quelle, sondern (wenn auch eher am Rande) tlw. selbst einer eingehenderen historischen Betrachtung unterzogen worden. Dies gilt insbesondere für die immer noch herausragenden organisationsgeschichtlichen Arbeiten von Ulrich Linse [35)] und Hans Manfred Bock [36)], aber auch für die organisations- und sozialgeschichtlich ausgerichteten Regionalstudien von Dieter Nelles und Ulrich Klan zur Rolle des Anarchosyndikalismus im rheinisch-bergischen Raum zwischen 1918 und 1945 [37)]. Auch in der bereits erwähnten Arbeit von Günter Bartsch zur Geschichte des Anarchismus im Nachkriegsdeutschland und der Bundesrepublik wird die libertäre Tagespublizistik eingehender berücksichtigt.[38)] Wertvolle Informationen zur Geschichte der deutschsprachigen libertären Presse finden sich zudem in der recht umfangreichen biographischen und autobiographischen Literatur.[39)]

Während die mediengeschichtliche und kommunikationswissenschaftliche Erforschung der deutschsprachigen libertären Presse noch von deutlichen Defiziten gekennzeichnet ist, sind im Bereich der bibliographischen Erschließung des Forschungsgegenstandes in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in Richtung einer Gesamtdarstellung erzielt worden. So verzeichnet die vom Projekt Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA) [40)] seit 1986 bearbeitete Dokumentation der deutschsprachigen libertären Presse inzwischen über 1300 Titel zumeist anarchistischer Periodika. Berücksichtigt werden in dieser EDV-gestützen Dokumentation, die von den Anfängen des frühen philosophischen Anarchismus in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart reicht, neben Zeitungen und Zeitschriften auch Schriftenreihen, Jahrbücher, Kalender, Pressedienste, Kongreßprotokolle, Rundschreiben und Kataloge. Obwohl der Schwerpunkt der Dokumentation auf der libertären Tagespublizistik liegt, wurden in ihr auch tentenziell libertäre und nicht-libertäre Periodika berücksichtigt, sofern sich Beiträge von libertären Autoren nachweisen lassen. Die Nachweise der in der Datenbank erfaßten Titel erfolgte durch die Auswertung existierender Bibliographien [41)] und historiographischer Arbeiten sowie durch die Autopsie der libertären Presse selbst. Von Nutzen für die übrige Anarchismusforschung sind vor allem die Standortangaben der Periodika, die für das Gebiet der (alten) Bundesrepublik mit den Daten der Zeitschriftendatenbank (ZDB) abgeglichen wurden.

Zusammenfassend läßt sich also feststellen, daß die Geschichte der libertären Presse im Zuge der organisationsgeschichtlichen Aufarbeitung des deutschsprachigen Anarchismus deutlich an Konturen gewonnen hat. Die medienhistorische und kommunikationswissenschaftliche Aufarbeitung des Forschungsgegenstandes ist dagegen bisher recht unbefriedigend geblieben. Und sie ist noch weit enfernt vom Ziel einer methodisch reflektierten und dokumentarisch abgestützten Gesamtdarstellung. Das jedoch macht den Forschungsgegenstand für Historiker und Kommunikationwissenschaftler gleichermaßen reizvoll: Er bleibt ein weitgehend unerforschtes "Urwaldgebiet". Bislang kennen wir nur seine großen Ströme. Es wird aber noch zahlreiche Expeditionen geben müssen, um auch all seine Flüsse und zahlreichen Nebenflüsse zu erkunden.

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Anmerkungen 

1) Andrew R. Carlson: Anarchism in Germany, Bd. 1: The early Movement, Metuchen N.J. 1972, S. 3.

2) Peter Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs, (Dt. Erstveröffentlichung: Stuttgart 1900, 2 Bde.), Frankfurt a.M. 1973, S. 323f. Vgl. dort auch Kropotkins anarchistisches Journalismusverständnis im Kapitel: "Wie soll ein Sozialistenblatt beschaffen sein?", erläutert am Beispiel der von ihm im Februar 1879 gegründeten anarchistischen Zeitschrift Revolté, S. 493ff.

Kropotkins Zeitgenosse, der Historiker Georg Adler, beschreibt in seinem 1885 veröffentlichten Werk zur Entstehungsgeschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland die bereits damals schwierige Quellenlage wie folgt:

"Das umfangreiche Material ist heute, wie leicht einzusehen, sehr schwer zu beschaffen. Es besteht hauptsächlich aus den Arbeiterblättern und aus den sozialistischen Broschüren jener Zeit. Und all diese sind heute sehr schwer zu erlangen. Teils wurden sie, weil verboten oder im Auslande erschienen, von den Bibliotheken (ich wandte mich an die meisten größeren in Deutschland und in der Schweiz) überhaupt nicht angeschafft, teils wurden sie, weil damals für wenig wertvoll gehalten, nicht aufbewahrt, teils endlich kamen sie im Laufe der Jahre weg. Daher beschränkt sich der Vorrat der Bibliotheken an der fraglichen Literatur in der Regel auf das, was ihnen späterhin von der einen oder anderen Seite zugekommen ist. Aber auch das ist in den meisten Fällen sehr wenig; denn die ursprüngliche Auflage der Arbeiter-Journale und -Broschüren war gewöhnlich eine nicht sehr große und verfiel überdies noch manchmal der polizeilichen Konfiskation." (Georg Adler: "Die Geschichte der ersten sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland mit besonderer Rücksicht auf die einwirkenden Theorien. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der sozialen Frage, Breslau 1885 [Reprint Frankfurt a.M. 1966], S. IV.) 

3) Carlson, Anarchism in Germany, S. 3f.

4) Dieses Forschungsdefizit ist allerdings kein spezifisch deutsches, sondern ein internationales Phänomen. So existiert explizit zur Geschichte der anarchistischen Presse Frankreichs bislang nur der Aufsatz der französischen Anarchismusforscher: J. Maitron u. A. Drouget: "La presse anarchiste francaise de ses origins à nos jours", in: Le Mouvement Social, Nr. 83, 1973, S. 9-23. Besser sieht es dagegen im Bereich der bibliographischen Erschließung der internationalen anarchistischen Presse aus. Vorbildlich ist die zweibändige Bibliographie zur Geschichte der Presse des italienischen Anarchismus von Leonardo Bettini: Bibliografia dell' anarchismo. Periodici e numeri unici anarchici in lingua italiana pubblicati in Italia (1872-1971), Firenze 1972. Entsprechende Forschungsprojekte zur bibliographischen Erschließung der libertären Presse ihrer Länder betreiben derzeit René Bianco für Frankreich und Francisco Madrid Santos für Spanien. Zum Stand der bibliographischen Erschließung der deutschsprachigen anarchistischen Presse, siehe die (...) Projektbeschreibung der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA) im aktuellen. DadA-Info. Nähere Informationen zu den drei letztgenannten Forschungsvorhaben finden sich auch in dem Bulletin des Centre international de recherches sur l'anarchisme in Genf, Nr. 45 (1989), S. 6-12.

5) Siehe vor allem Max Nettlau: Geschichte der Anarchie, Berlin 1925-1931 (Bd. 1-3); Reprint und Fortsetzung bis Bd. 5, Vaduz/Liechtenstein 1981 u. 1984 (insgesamt sind 7 Bände geplant). Nettlaus bibliographische Arbeiten finden sich in: ders.: Bibliographie de l'Anarchie, Brüssel 1897 (Reprint New York o. J. [1986]) und ders.: "Bibliographie der Anarchie in deutscher Sprache (1792-1897)", in: Jahrbuch der Freien Generation, Bd. 4, Wien 1913, S. 121-127; Frts. in: ebd. , Bd. 5, Wien 1914, S. 124-128.

6) Siehe hierzu die Beschreibung des Forschungsstandes in der Arbeit von Peter Lösche: Anarchismus, Erträge zur Forschung, Bd. 66, Darmstadt 1977. Einen kenntnisreichen und aktuelleren Überblick über den Stand der Forschung und ihre Defizite vermittelt auch der Literaturbericht von Hans Manfred Bock: "Anarchosyndikalismus in Deutschland. Eine Zwischenbilanz", in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 25. Jg. (Sept. 1989), H. 3, S. 293-358.

7) Hans Manfred Bock: "Bibliographischer Versuch zur Geschichte des Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus in Deutschland, in: Jahrbuch Arbeiterbewegung - Theorie und Geschichte, Bd. 1, Frankfurt a.M. 1973, S. 295. Bock selbst hat mit dieser Arbeit einen ersten Schritt zu einer solchen Gesamtdarstellung unternommen. Seine Anarchismus-Bibliographie gibt einen recht guten Überblick über das weite Spektrum der anarchistischen Publizistik; sie berücksichtigt den Zeitraum von den ersten Anfängen des politischen Anarchismus in Deutschland gegen Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis hin zu den neo-anarchistischen Tendenzen im Zuge der 68er Studentenbewegung.

8) Die Schwierigkeiten, die sich für die Forschung aus dieser Quellenlage ergeben, beschreibt Petra Weber wie folgt:

"Zeitschriften und Zeitungen, die zentralen Publikationsorgane frühsozialistischer und anarchistischer Bewegungen, die sowohl Forum der grundsätzlich theoretischen als auch tagespolitischen Diskussion innerhalb der Bewegung waren, sind fast nur in Spezialbibliotheken erhältlich. Erschwerend kommt hinzu, daß die meisten Zeitschriften weder ein Inhaltsverzeichnis noch ein Register haben. Da besonders in den anarchistischen Zeitschriften viele der Beiträge anonym veröffentlicht sind, wirft eine Zuordnung der einzelnen Aufsätze zu den jeweiligen Autoren erhebliche Schwierigkeiten auf." (Petra Weber: Sozialismus als Kulturbewegung: Frühsozialistische Arbeiterbewegung und das Entstehen zweier feindlicher Brüder: Marxismus und Anarchismus. Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 86, Düsseldorf 1989, S. 15)

9) Es gibt nur wenige Bibliotheken bzw. Archive, die über relevante Sammlungen von Periodika der deutschsprachigen anarchistischen Bewegung verfügen. Hierzu zählen vor allem das Internationale Institut für Sozialgeschichte im Amsterdam, das dem IISG angegliederte ID-Archiv, welches ebenso wie das APO-Archiv im Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung an der Freien Universität Berlin vor allem Periodika der jüngeren anarchistischen Bewegung archiviert. Über größere Bestände an anarchistischen Periodika der libertären Bewegung der Vorkriegszeit verfügen auch das Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung (vormals: Zentrales Parteiarchiv des Instituts für Marxismus- Leninismus beim ZK der SED) in Berlin, die Bibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung an der Ruhr-Universität Bochum und das Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund. Schließlich sollte auch noch das Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung in Linz erwähnt werden, in dem sich der Nachlaß des in der Weimarer Republik publizistisch sehr engagierten Anarchisten Carl Dopf befindet. (Vgl. Gerhard Botz u. Johannes Schauer: "Der Nachlaß des Anarchisten Carl Dopf (1883-1968)", in Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, (August) 1971, H. 13, S. 45-55. Dopf selbst hat einen kurzen historischen Abriß zum Thema vorgelegt, vgl. ders.: "Die deutschsprachige anarchistische Presse in Österreich-Ungarn", hrsg. und annotiert von Johannes Schauer, in: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg.11, H. 4, Wien 1971, S. 93-96.)

10) Erfreulicherweise gibt es neben den bereits genannten (zumeist staatlichen) Archiven auch einige autonome Archivprojekte, die sich auf die Geschichte des Anarchismus spezialisiert haben. Diese von Libertären selbst geführten Archive verfügen tlw. über beachtliche Bestände an Periodika, insbesondere aus der jüngeren deutschsprachigen anarchistischen Bewegung. Hierzu gehört das 1957 in Genf gegründete und heute in Lausanne beheimatete Internationale Zentrum zur Erforschung des Anarchismus (CIRA), das von Horst Stowasser seit ca. 1971 über lange Jahre in Wetzlar geleitete Anarchistische Dokumentationszentrum / Anarchiv (inzwischen umbenannt in: Max Nettlau-Institut und ansässig in Neustadt a.W.) sowie das seit 1989 existierende Archiv der Berliner Gesellschaft zum Studium sozialer Fragen e. V. 

11) Ernst Drahn: "Die Presse der Anarchisten deutscher Zunge", in: Zeitungswissenschaft, (Berlin) 4.Jg. (1929), Nr. 5, S. 279-285.

12) Siehe Karl d'Ester: "Anarchistenpresse" (Beitrag) in: Handbuch der Zeitungswissenschaft, hrsg. von Walter Heide, Bd. 1, Leipzig 1940, S. 58-63. Karl d'Ester (1881-1960) war seit 1934 bis zu seiner von der US- Militärregierung angeordneten (allerdings nur vorübergehenden) Amtsenthebung im Jahre 1946 an der Münchner Universität Ordinarius für Zeitungswissenschaft. Bereits 1933 hatte er im Stettiner Generalanzeiger (v. 18. August) gefordert, daß sich die Zeitungswissenschaft in den Dienst einer "wehrhaften Erziehung unseres Volkes" stellen müsse. D'Ester hatte ihr dabei an erster Stelle die Erforschung der Methoden der Massenbeeinflussung zugewiesen. Vor diesem Hintergrund der sich der NS-Propaganda andienenden Presseforschung muß auch d'Esters Artikel "Anarchismus" gesehen werden. Faktisch geht sein Beitrag nicht über den Aufsatz Drahns hinaus. Im Gegenteil: Während Drahn z. B. Gustav Landauer und das für die Entstehung der organisierten anarchistischen Bewegung in Deutschland wichtige Blatt Der Sozialist zumindest erwähnt, fehlt ein solcher Hinweis bei d'Ester völlig. In Anbetracht der Verhaßtheit des "jüdischen Novemberverbrechers" Landauer bei den Nationalsozialisten dürfte diese Auslassung der publizistischen Aktivitäten Landauers wohl kein Zufall gewesen sein. Eher schon ein Zugeständnis d'Esters an die politischen Empfindlichkeiten des Reichspropagandaministeriums.

13) Auch der Verfasser dieses Beitrags hat im Rahmen seines Studiums der Kommunikationswissenschaften 1986 an der Freien Universität Berlin eine Magisterarbeit zum Thema vorgelegt. Siehe Jochen Schmück: Der deutschsprachige Anarchismus und seine Presse. Von ihren Anfängen in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu ihrem Niedergang im Zweiten Weltkrieg. Eine historische Skizze und der Versuch einer bibliographischen Bestandsaufnahme. Magisterarbeit am Fachbereich Kommunikationswissenschaften, Institut für Publizistik und Kommunikationspolitik der Freien Universität Berlin (Juni) 1986 (veröffentlicht in einer limitierten Aufl. von 50 Expl., Berlin 1987). Der bibliographische Teil dieser Arbeit diente als Grundlage zu der vom Verfasser gemeinsam mit G. H. im Rahmen des DadA-Projektes seit 1986 betriebenen EDV-gestützten Dokumentation der deutschsprachigen libertären Presse.

14) Rudolf Kaglin: Die Presse des Anarchismus in Deutschland von 1918 bis 1933, (unveröfftl.) Diplomarbeit am Studiengang Journalistik der Universität Dortmund 1984.

15) Holger Jenrich: Anarchistische Presse in Deutschland 1945-1985 (Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster), Libertäre Wissenschaft im Trotzdem-Verlag, Bd. 6, Grafenau-Döfflingen 1988.

16) Günter Bartsch: Anarchismus in Deutschland; Bd. 1: 1945-1965; Bd. 2/3: 1965-1973, Hannover 1972.

17) So finden sich beispielsweise im fünften Kapitel von Jenrichs Arbeit, das die anarchistische Presse von 1945 bis 1965 behandelt, von insgesamt 77 Quellenbelegen nur sechs direkte Verweise auf die zeitgenössische Presse selbst. Bartsch dagegen wird ganze 41 mal als Quelle zitiert.

18) Zum Großteil basieren die Angaben in Jenrichs Bibliographie auf den von Horst Stowasser zum Thema erarbeiteten bibliographischen Beiträgen. Vgl. Horst Stowasser (Hrsg.): Deutsche libertäre Presse 1945-1978. Katalog und Essay "Potjemkinsche Blätter?", in: Schwarze Tinte. Bulletin des anarchistischen Dokumentationszentrums; Nr. 1 (Jan. 1979); bibliographischer Nachtrag in ebd., Nr. 2 (Feb. 1981), S. 24ff. Ergänzend hat Jenrich - leider auch in diesem Fall ohne Standortnachweis - vor allem Titel aus dem Bestandskatalog des CIRA (Genf/Lausanne) berücksichtigt.

19) Bezeichnend für die bisweilen recht oberflächliche Quellenlektüre des Autors ist z. B., daß Jenrich - obwohl er sich besonders im ersten Teil seiner Arbeit stark an Bartsch anlehnt - die von Bartsch erwähnten Rundbriefe der Kulturföderation freiheitlicher Sozialisten und Antimilitaristen (Hamburg 1947) weder im pressehistorischen noch im bibliographischen Teil seiner Arbeit erwähnt. Unverständlich bleibt auch, warum Jenrich in seiner Bibliographie zwar die 1948 in London von John Olday herausgegebenen Blätter Anarchist und Räte-Anarchist erwähnt, aber das für den deutschen Nachkriegsanarchismus sicherlich ebenso wichtige Blatt Der Freiheitliche Sozialist (Basel, 1. Jg. 1947 - 3.Jg. 1949) nicht berücksichtigt, obwohl an ihm Alfred Leinau und andere deutsche Anarchisten mitarbeiteten. Auch die von Jan Globig (Amsterdam) und Othmar Hauser (Zürich) 1947 herausgegebene Zeitschrift Spartakus wird ebensowenig berücksichtigt, wie das von 1948 bis 1949 von John Olday mitherausgegebene Nachfolgeblatt Unabhängige Sozialistische Blätter (ab Nr. 3: Freie Sozialistische Blätter, Amsterdam, Zürich u. Paris). Kein Hinweis findet sich auch zu der von dem Individualanarchisten Kurt Zube seit 1954 in Hildesheim und Gießen zweimonatlich herausgegebene Zeitschrift Erlesenes, die eine Fortsetzung seiner 1930/31 publizierten Zeitschrift Radikaler Geist darstellte. Auch die 1954 von der Föderation deutschsprachiger Anarchisten (FdsA) in Zürich als "Organ der Internationale des freiheitlichen Kommunismus" herausgegebene Zeitschrift Die Richtung, deren Herausgeber enge Kontakte zu Hamburger Anarchisten unterhielten, bleibt bei Jenrich unerwähnt. Und diese Beispiele aus dem ersten Nachkriegsjahrzehnt sind beileibe keine Einzelfälle. Tatsächlich ließen sich über den gesamten Untersuchungszeitraum verteilt eine Vielzahl von nicht berücksichtigten oder inkorrekt erfaßten Titel nennen. Zur Problematik von Jenrichs Arbeit vgl. auch die Buchbesprechung von Wolf Raul in: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, Nr. 9, Bochum 1989, S. 158f.

20) Arno Maierbrugger: »Fesseln brechen nicht von selbst«. Die Presse der Anarchisten 1890-1933 anhand ausgewählter Beispiele (Diplomarbeit am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien), Libertäre Wissenschaft im Trotzdem Verlag, Bd. 9, Grafenau 1991.

21) Maierbrugger: »Fesseln brechen nicht von selbst«, S. 71.

22) Zum Begriff des "Dritten Reiches" im Stirnerschen Sinne vgl. Hans G. Helms: Die Ideologie der anonymen Gesellschaft, Max Stirners "Einziger" und der Fortschritt des demokratischen Selbstbewußtseins vom Vormärz bis zur Bundesrepublik, Köln 1966, S. 391-396, 402-406 sowie Bernd Kast: Die Thematik des Eigners in der Philosophie Max Stirners. Sein Beitrag zur Radikalisierung der anthropologischen Radikalisierung, Bonn 1979, S. 162-167.

23) Maierbrugger: »Fesseln brechen nicht von selbst«, S. 70.

24) Zur Biographie und zum "politischen" Wirken von Ludwig Christian Haeusser siehe Ulrich Linse: Barfüßige Propheten. Erlöser der zwanziger Jahre. (Mit einem einleitenden Essay von Harry Schulze: "Gesellschaftskrise und Narrenparadies"), Berlin 1983, bes. S. 156-200.

25) Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Arbeit Maierbruggers findet sich im Beitrag von J. Knoblauch und Jochen Schmück: »Die Tragik kommunistischer Erblast und ihrer sonderbaren Blüten« in der Zeitschrift "Schwarzer Faden", Nr. 3/92

26) B. Nikolajewsky: "M. A. Bakunin in der 'Dresdner Zeitung'. Eine Episode aus der Geschichte des politischen Kampfes in Deutschland in den Jahren 1848/49", in: International Review for Social History, Bd. 1, Leiden 1936, S. 121-212. Kaum über diese Arbeit hinaus führt die an der Berliner Freien Universität 1962 eingereichte Dissertation von Hans-Karl Tannewitz: M. A. Bakunins publizistische Persönlichkeit, dargestellt an seiner politisch-journalistischen Arbeit 1849 in Dresden. Erstaunlich ist, daß Tannewitz trotz der ähnlichen Thematik seiner Dissertation die in Fachkreisen durchaus bekannte und anerkannte Arbeit von Nikolajewsky nicht kennt (oder sie nicht nennt).

27) Armin Richter: "Ret Marut und die Sozialisierung der Presse. Neue Daten und Materialien zum revolutionären Pressekampf vor und während der Münchner Räterepublik", in: Publizistik, Jg.16 (1971), H. 3, S. 279-293. Ret Marut, später bekannt als B. Traven, war Herausgeber der individualanarchistischen Zeitschrift Der Ziegelbrenner.

28) Dieter Dowe: "Die erste sozialistische Tageszeitung in Deutschland. Der Weg der 'Trierschen Zeitung' vom Liberalismus über den 'wahren Sozialismus' zum Anarchismus (1840-1851)", in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 12 (1972), S. 55-107.

29) Ulrike Heider: "Die rote Spur aus dem Schwarzwaldschnee. Robert Reitzel und der 'Arme Teufel'", in: Allmende, 1983, H. 3, S. 13-24 u. dies.: Der arme Teufel. Robert Reitzel - Vom Vormärz zum Haymarket, Bühl-Moos 1986.

30) Siehe Ernst Theodor Mohl: "Einleitung zu Moses Hess 'Gesellschaftsspiegel'", in: Gesellschaftsspiegel. Organ zur Vertretung der besitzlosen Volksklassen und zur Beleuchtung der gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart. Unveränd. Neudr. d. Ausg. Elberfeld 1845-1846. Glashütten i.T. 1971. Bd. 1/2., (Einleitung mit getrennter Zählung)

31) Siehe Walter Fähnders: "Johannes Holzmann (Senna Hoy) und der 'Kampf'. - In: Kampf. Zeitschrift für - gesunden Menschenverstand. Neue Folge. Hrsg. Senna Hoy. Nr. 1-26. Berlin 1904/05. Reprint. Hrsg. u. eingeleitet von Walter Fähnders. Vaduz, Liechtenstein 1988, S. XVII-XLV. Eine ausführliche Beschreibung des Kampf und ihres Herausgebers findet sich auch in dem von Fähnders verfaßten Aufsatz: "Ein romantischer Rowdy. Hinweise auf Leben und Werk des Anarchisten Senna Hoy", in: Die Aktion (1989), H. 47/49, S. 706-731.

32) Der Ziegelbrenner. Schriftleitung: Reat Marut, 1917-1921. Faksimiledruck. Hrsg. von Max Schmid, Nachwort von Rolf Recknagel, Bibliothek literarischer Neudrucke, Berlin 1976, Nachwort v. Recknagel im Anhang, S. I-XXVIII.

33) Siehe Heiner Becker (Hrsg.): Johann Most. Marxereien, Eseleien und der sanfte Heinrich. Artikel aus der Freiheit, Wetzlar 1985, S. 9-18.

34) Siehe Ruth Link-Salinger [Hyman] (Hrsg.): Signatur: g.l. Gustav Landauer im "Sozialist". Aufsätze über Kultur, Politik und Utopie (1892-1899), Frankfurt a.M. 1986, S. 11-45.

35) Ulrich Linse: Organisierter Anarchismus im Deutschen Kaiserreich von 1871. Beiträge einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter, Bd. 3, Berlin 1969. Linse hat sich in seiner Arbeit eingehend mit der Entstehung und der Bedeutung der sog. "Zeitungsparteien" für den Organisationsprozeß der anarchistischen Bewegung in Deutschland beschäftigt (s. ebd., S. 163-182). Den (m.W. von dem frz. Historiker Jean Maitron eingeführten) Begriff der "Zeitungspartei" definiert Linse wie folgt:

"Mittelpunkt der Berliner anarchistischen Bewegung waren nicht die Gruppen, sondern die Zeitungen (...) Daneben sammelten sich aber um die Zeitungen eigene Gruppen, die sich mit den lokalen Gruppen überschnitten, jedoch viel stärker engagiert waren und selbst eine gewisse organisatorische Gliederung zeigten; wir wollen diese Gruppen 'Zeitungsparteien' nennen. Durch sie wurden die Zeitungen, die natürlichen Zentren der Organisation, selbst zu Organisationen im Kleinen." (ebd. S. 163f.)

In Linses Arbeit finden sich wichtige Informationen (z.T. aus Polizeiarchiven) insbesondere zur Geschichte der zentralen Berliner Organe Der Sozialist, Neues Leben und Der freie Arbeiter sowie zu den tlw. in Opposition zu den Berliner "Zeitungsparteien" stehenden Blättern Der Anarchist (Berlin), Der Anarchist (Leipzig), Revolutionär (Berlin), Die Freiheit (Bietigheim, Feuerbach b. Stuttgart, Amsterdam), Der Weckruf (Köln), Der Kampf (Hamburg).

36) Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918-1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands. Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft, Bd. 13, Meisenheim am Glan 1969. Während Linse sich in seiner Arbeit auch explizit mit der anarchistischen Presse beschäftigt, widmet Bock der Presse der syndikalistischen und linkskommunistischen Bewegung ein eher geringes Augenmerk. Dennoch finden sich in seiner Arbeit eine Reihe wichtiger Hinweise und Daten wie etwa zu dem zentralen anarchosyndikalistischen Organ Der Syndikalist (Berlin) oder zu dem Oppositionsblatt Die Schöpfung (Düsseldorf). [Nachtrag 1996: Eingehender wird die anarchosyndikalistische Presse behandet in: Hartmut Rübner: Freiheit und Brot. Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Eine Studie zur Geschichte des Anarchosyndikalismus. Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte, Bd.5, Berlin/Köln 1994 (s. besonders die im Anhang abgedruckte Bibliographie: Die Presse des deutschen Anarchosyndikalismus [1914-1939].)

37) Dieter Nelles: Zur Soziologie und Geschichte des Anarcho-Syndikalismus im rheinisch-bergischen Raum unter besonderer Berücksichtigung des Wuppertals von 1918-1945, Diplomarbeit, Gesamthochschule Wuppertal 1984; Ulrich Klan: Der Anarcho- Syndikalismus im rheinisch-bergischen Raum zwischen 1918 und 1945 als Kulturbewegung, Staatsexamensarbeit, Bergische Universität / Gesamthochschule Wuppertal 1984. Eine überarbeitete und gekürzte Fassung der Arbeiten ist unter dem Titel »Es lebt noch eine Flamme«. Rheinische Anarcho-Syndikalist/-innen in der Weimarer Republik und im Faschismus 1986 in Grafenau-Döfflingen erschienen (2. und überarbeitete Aufl. ebd. 1990). Dort findet sich u.a. auch eine die Darstellung von Bock ergänzende Beschreibung der anarchosyndikalistischen Zeitschrift Die Schöpfung (s. bes. S. 317f.).

38) Siehe Bartsch: Anarchismus in Deutschland, a.a.O. Seine Arbeit bestätigt die bereits von Linse für die Anfänge des organisierten Anarchismus im deutschen Kaiserreich nachgewiesene Funktion der Presse als Konstituens der organisierten libertären Bewegung. Und dies gilt sowohl für die von Bartsch beschriebenen Reorganisationsversuche des deutschen Anarchismus nach 1945 (Bd. 1) als auch für seine Darstellung der Anfänge des Neo-Anarchismus im Zuge der 68er Studentenrevolte (Bd. 2).

39) Stellvertretend für die Vielzahl der von Anarchisten verfaßten autobiographischen Schriften, seien hier nur die folgenden für das Thema dieses Beitrags relevanten Titel genannt: Fritz Brupbacher: Sechzig Jahre Ketzer. Selbstbiographie, Zürich 1973; August Krcal: Zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Österreich (1867-1894). Eine kritische Darlegung (Berlin 1894), erw. Neuaufl. Wien 1985; Josef Peukert: Erinnerungen eines Proletariers aus der revolutionären Arbeiterbewegung, Berlin 1913; Rudolf Rocker: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten, hrsg. v. Magdalena Melnikow u. Hans Peter Duerr, Frankfurt a.M. 1974; Augustin Souchy: "Vorsicht: Anarchist!". Ein Leben für die Freiheit. Politische Erinnerungen. Darmstadt und Neuwied 1977. Von den für das Thema wichtigen biographischen Arbeiten wären zu nennen: Heinz Hug: Erich Mühsam. Untersuchungen zu Leben und Werk. Glashütten im Taunus 1974; Rolf Recknagel: Beiträge zur Biographie des B. Traven 2. u. erw. Aufl., Berlin (W.) 1977; Rudolf Rocker: Johann Most. Das Leben eines Rebellen. (Reprint der Originalausgabe, Berlin 1924/1925), Glashütten im Taunus 1973 [Nachtrag 1996: bzw. den erw. Reprint d. Org.: Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte, Bd.6, Berlin/Köln 1994; dort findet sich auch eine ausführliche Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur zum Thema]; Peter Wienand: Der »geborene« Rebell. Rudolf Rocker. Leben und Werk, Berlin (W.) 1981.

40) Siehe auch die in unserem DadA-Info abgedruckte Projektdarstellung der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (Berlin-Köln).

41) Hierzu zählt neben den bereits erwähnten Bibliographien von Max Nettlau (s. Anm. 5), Ernst Drahn (s. Anm. 11), Hans Manfred Bock (s. Anm. 7) und Horst Stowasser (s. Anm 18.) vor allem die Bibliographie von Manfred Eberlein: Die Presse der Arbeiterklasse und der sozialen Bewegungen. Von den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1967. Bibliographie und Standortverzeichnis der Presse der deutschen, österreichischen und der schweizerischen Arbeiter-, Gewerkschafts- und Berufsorganisationen (einschl. der Protokolle und Tätigkeitsberichte); mit einem Anhang: Die deutschsprachige Presse der Arbeiter-, Gewerkschafts- und Berufsorganisationen anderer Länder; Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 6/I-V, Frankfurt a.M. 1968/70 [Nachtrag 1996: Überarb. u. erw. Neuauflage München, New Providence, London u. Paris 1995]. Als die mit Abstand ergiebigste Fundquelle erweist sich natürlich die libertäre Presse selbst. Denn dort finden sich (z. B. in Form von Werbeanzeigen für befreundete Blätter oder in Zeitschriftenbesprechungen) zahlreiche weiterführende Hinweise auf Periodika aus dem libertären Umfeld der anarchistischen Bewegung bzw. auf solche Organe, die (wie die zahlreichen Berufsfachzeitschriften der syndikalistischen Bewegung) den mit der Thematik vertrauten Historikern offensichtlich bislang zu unbedeutend erschienen oder ihnen schlichtweg unbekannt waren.


Die Erstveröffentlichung des Textes erfolgte im Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, Nr.12, Dortmund 1992, S.177-190. Für die vorliegende Web-Fassung wurde der Text (bes. im Anmerkungsapparat) geringfügig überarbeitet.


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