DadA Köln
Dokumentation der deutschsprachigen libertären Periodika
Probleme der formalen und inhaltlichen Bestimmung des Dokumentationsgegenstandes

Inhalt:

I. Inhaltliche Bestimmung: Was ist eigentlich libertär?
II. Formale Bestimmung: deutschsprachige Periodika

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Ziel der Dokumentation des deutschsprachigen Anarchismus ist es, die auf diesem Gebiet vorhandenen Veröffentlichungen in den Abteilungen Periodika und Literatur allgemein zugänglich zu machen und für weitere Forschungen zu erschließen.[1)] Der Stand der Bearbeitung ist in den einzelnen Bereichen unterschiedlich. [2)] In der Abteilung "Literatur" wurde seit 1991 in Zusammenarbeit mit der Berliner Gesellschaft zum Studium sozialer Fragen e.V zunächst schwerpunktmäßig die ab Anfang der 60er Jahre erschienene Primär- und Sekundärliteratur zum Thema dokumentiert. Mit Stand Mai 1996 sind dies bereits mehr als 2000 Bücher, Broschüren, Fachaufsätze, Dissertationen sowie Magister- und Diplomarbeiten. Am weitesten fortgeschritten sind die 1986 aufgenommenen Arbeiten an der Abteilung "Periodika" [3)]. Hier wurde die Ersterfassung der Zeitschriften und zeitschriftenartigen Buch- und Heftreihen bis auf die vereinzelt natürlich weiterhin möglichen Neuentdeckungen und Neuerscheinungen für den gesamten Zeitraum von den Anfängen um 1800 bis zur Gegenwart abgeschlossen, so daß sich die weitere Bearbeitung auf die Ermittlung formaler und inhaltlicher Detailinformationen konzentrieren kann.

Ein Schwerpunkt der gegenwärtigen Arbeiten bildet die Vorbereitung der Veröffentlichung des ersten Abschnittes "Libertäre Periodika von den Anfängen bis zum Ende des Sozialistengesetzes (1798-1890)". Neben der dafür notwendigen formalen Überarbeitung der Dokumente muß in diesem Zusammenhang in einer inhaltlichen Prüfung die Frage geklärt werden, welche der eher großzügig in die Datenbank aufgenommenen Titel in die Veröffentlichung Eingang finden sollen. Es gilt also, den Dokumentationsgegenstand zu konkretisieren, um die Aufnahme oder Streichung bestimmter Periodika in die Bibliographie begründen und nachvollziehbar machen zu können.

In den folgenden Ausführungen sollen die inhaltlichen und formalen Kriterien für die Bestimmung der einzelnen Titel als "deutschsprachige libertäre Periodika" erörtert und damit zur Diskussion gestellt werden.

I. Inhaltliche Bestimmung: Was ist eigentlich libertär?
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Eine Dokumentation des Schrifttums der anarchistischen Bewegung muß sich natürlich zuallererst der Frage stellen: Was soll oder kann unter "anarchistisch" bzw. "libertär" verstanden werden, und wie ist eine sinnvolle Abgrenzung gegenüber anderen linken Bewegungen möglich?

Bei der Beschäftigung mit diesen Fragen tut sich ein grundsätzliches Dilemma einer jeden Dokumentation oder Bibliographie auf, die ihren Gegenstand nicht durch formale, sondern inhaltliche Kriterien [4)] definiert: Einerseits muß der Dokumentationsgegenstand möglichst klar und eindeutig festgelegt werden, um so ein bestimmtes Gebiet überhaupt greifbar zu machen, andererseits soll eine Dokumentation oder bibliographische Verzeichnung sozusagen Rohmaterial für unterschiedliche Forschungsansätze liefern, so auch für die Abgrenzung bzw. Definition des Gegenstandes selbst und darf auf keinen Fall mögliche Ergebnisse vorwegnehmen oder tendenziell beeinflussen.

Anders ausgedrückt: Der Gegenstand muß möglichst präzise benannt werden, um das Material sammeln zu können, das dann aber wiederum auch dazu dienen soll, diesen erst zu definieren.

An eine Begriffsbestimmung müssen also die sich widersprechenden Anforderungen nach eindeutiger Abgrenzung und größtmöglicher Offenheit gestellt werden, um klare, nachvollziehbare Kriterien für die Dokumentation zu erhalten, die aber nicht zum Prokrustesbett weiterer Forschungen werden dürfen und damit den Blick verengen.

Der hier aufgezeigte Widerspruch soll an dieser Stelle nicht weiter theoretisch vertieft werden, es gilt vielmehr, vor diesem Hintergrund vorhandene Definitionsversuche zu prüfen und gegebenenfalls mit Blick auf die anarchistische Bewegung einen neuen Ansatz zu entwickeln.

Obwohl libertäre bzw. anarchistische Gedanken und Ansätze in den Emanzipationsbestrebungen nach sozialer Gerechtigkeit von Anbeginn an präsent waren [5)] und zeitweise für Teile der Arbeiterbewegung eine Alternative zum dogmatischen Machtstreben der Sozialdemokraten und Marxisten darstellte [6)], muß davon ausgegangen werden, daß diese Ideen als politische Theorie sowohl im Wissenschaftsbetrieb als auch im Alltagsbewußtsein bis heute kaum eine Rolle gespielt haben. Provokativ ausgedrückt: Die anarchistische Bewegung nimmt sich zu allererst und fast ausschließlich nur selbst wahr.

Die dennoch in der wissenschaftlichen Diskussion vereinzelt vorgelegte Erklärungsansätze haben nicht zu einer umfassenden und präzisen Bestimmung des Begriffs Anarchismus geführt.

Da an dieser Stelle nicht die gesamte Diskussion aufgezeigt und kritisiert werden kann soll hier nur kurz auf die wichtigsten Methoden und Ansätze eingegangen werden.

Bei den Definitionsversuchen können im wesentlichen drei Methoden unterschieden werden: die ethymologische Herleitung, der deskriptiv-analytische Ansatz und der Versuch einer Typologisierung. [Nachtrag 1996: Zur Geschichte des Anarchiebegriffs im deutschen Sprachraum siehe auch Hajo Schmück: Anarchie. Zur Geschichte eines Reiz- und Schlagwortes]

Die Bestimmung des Begriffs Anarchie durch seine Herleitung aus der griechischen Sprache, wo er ursprünglich für die Zeit zwischen den Wahlen für einen Zustand ohne Anführer benutzt wurde und später eine Ausdehnung auf allgemeine Herrschaftslosigkeit erfuhr, verweist zwar auf die grundlegende Bedeutung des Begriffes, muß aber wegen seine Unschärfe als Kriterium bei der Zuordnung oder Abgrenzung konkreter sozialer Bewegungen als spezifisch anarchistisch versagen.

Bei der deskriptiven Methode werden Autoren, die als anarchistisch eingeschätzt wurden, auf übereinstimmende Positionen ihrer Gesellschafts- und Herrschaftskritik untersucht, mit dem Ziel der Ableitung eines Kriterienkataloges. Um überhaupt anarchistische Positionen erkennen zu können, muß allerdings eine gewisse Vorstellung von Anarchismus vorausgesetzt werden, die dann natürlich die abgeleiteten Kriterien wesentlich mitbestimmt. Davon abgesehen führten solche Definitionsversuche von Anarchie als "vollständige, unbeschränkte Selbstherrschaft des Individuums und sonach die Abwesenheit jeglicher Fremdherrschaft" [7)] zu Leerformeln, die historische und gesellschaftlich-politische Bezüge außeracht lassen [8)]. Erste Ansätze einer Typologisierung auf der Basis geistesgeschichtlich-deskriptiver Untersuchungen wurden ebnfalls schon vor der Jahrhundertwende von Zenker unternommen, der den Anarchismus in einen "individualistischen" (P.J. Proudhon, M. Stirner, Moses Hess u.a.) und einen "kommunistischen" (M. Bakunin, P. Kropotkin u.a.) unterteilt [9)].

Diese Versuche einer Bestimmung durch Ausdifferenzierung wurden bis in die Gegenwart hinein weiter fortgesetzt und "verfeinert". Ein extremes Beispiel hierfür bietet Bartsch, der allein für den deutschen Anarchismus fünf Richtungen ausmacht und durch die Benennung einer Vielzahl von "Eigenarten" (z.B.: organisationsscheu, funktionärsfeindlich, föderalistisch, antinational usw.) die Frage klären will "Wer ist Anarchist?". [10)]

Abgesehen davon, daß durch ein solches Gliederungsschema bzw. Netz von Adjektiven keine inhaltliche Präzisierung des Begriffs erreicht werden konnte, da weder die zugrundegelegten Kriterien benannt noch historische Bezüge hergestellt wurden, bleibt ein solches Vorgehen grundsätzlich im Deskriptiven verhaftet und hat überdies als Grundlage für eine Dokumentation oder Bibliographie den Nachteil, daß alle nicht benannten Richtungen oder Eigenschaften ausgeschlossen werden.

Im Zusammenhang mit der Bestimmung von Anarchismus als Forschungsgegenstand verweist Lösche auf diese Problematik des rein deskriptiven Ansatzes und schlägt einen anderen Weg aus dem "Dilemma der Anarchismusforschung" vor: "Es wäre auszugehen von konkreten historischen Erscheinungsformen des Anarchismus, von dort zu abstrahieren und zu vergleichen, um jenseits reiner Deskription zu einer brauchbaren Begrifflichkeit und sozialwissenschaftlichen Analyse zu gelangen" [11)]. Nach Lösche lagen hierfür bereits 1977 genügen materialreiche Untersuchungen und Biographien vor.

Obwohl die Menge der brauchbaren Literatur ständig zunimmt, mangelt es noch immer an der "systematischen Durchdringung des Gegenstandes" [12)] so daß bei der Annäherung an den Dokumentationsgegenstand nicht auf "gesicherte" Erträge der Forschung und "objektivierte" Darstellungen der Sekundärliteratur zurückgegriffen werden kann. Einschlägige Definitionsversuche von "Anarchismus" oder "anarchistisch" müssen insgesamt als unzureichend und für unsere Zwecke als unbrauchbar eingeschätzt werden.

Dieses Forschungsdefizit kann an dieser Stelle nur festgestellt werden. Es verweist aber auf die anarchistische Bewegung selbst und ihr eigenes Selbstverständnis als Basis einer Definition.

Der Wechsel der Perspektive zeigt aber sofort, daß sich auch aus der Innenansicht heraus keineswegs ein einheitliches, fest umrissenes Bild von einer anarchistischen Bewegung im internationalen oder nationalen Rahmen ergibt, das unreflektiert, sozusagen wie selbstverständlich eine Definition von Anarchismus geben würde und damit unseren Dokumentationsgegenstand klarer umreißen könnte. Untersuchungen zur Verwendungsgeschichte des Begriffs Anarchie [13)] zeigen vielmehr ein sehr vielschichtiges und zum Teil widersprüchliches Bild, das sich nicht so ohne weiteres zur Deckung bringen läßt und damit eine Abstraktion erlauben würde.

Nach anfänglicher rein negativer Verwendung in der Antike (bei Homer Schiff ohne Führer) über das Mittelalter bis zur Aufklärung erhielt der Begriff seit der Spätromantik durch Wieland, Schlegel, Forster und Görres eine positive Wendung. Anarchie wurde mit Freiheit gleichgesetzt und damit zur ideologisch-politischen Waffe und Kampfbegriff [14)], der seine weitere Ausprägung insbesondere in der Auseinandersetzung mit sozialdemokratischen und marxistischen Ansätzen innerhalb der Arbeiterbewegung erhielt. Vor dem Hintergrund wechselnder politischer, ökonomischer und kultureller Voraussetzungen wurden bis heute auch nebeneinander die unterschiedlichsten Startegien entwickelt, die beispielsweise genossenschaftlich, kollektivistisch, kommunistisch, rätedemokratisch, gewerkschaftlich, spontaneistisch oder auch individualistisch orientiert sind. Damit stellt sich der Anarchismus als eine offene, lebendige Bewegung dar, die durch eine große Vielfalt von unterschiedlichen Ansätzen und Ideen gekennzeichnet ist und nicht darauf abzielt dabei auftretende Widersprüche zu nivellieren.

Erklärungen, was unter Anarchismus verstanden wird, etwa von anarcho-syndikalistischer oder anarcho-kommunistischer Seite, beanspruchen dementsprechend keine umfassende Gültigkeit im Sinne eines verbindlichen Anarchismus-Begriffs [15)], sondern wollen eher als eine Plattform für diejenigen verstanden werden, die sich inhaltlich mit diesen Ansätzen identifizieren können. Daneben existierende, libertäre bis anarchistische Ansätze werden grundsätzlich toleriert und im besten Fall als eine notwendige Belebung empfunden, durch die eine Erstarrung im Dogmatismus verhindert werden kann und die Bewegung neue Impulse erhält.

Damit wird deutlich, daß die anarchistische Bewegung aus einer Vielfalt von libertären Ansätzen besteht, die nicht zur Deckung gebracht werden können - ja auch gar nicht sollen.

Dennoch wird aber von einer grundsätzlichen Zusammengehörigkeit der verschiedenen anarchistischen Gruppen ausgegangen, was insbesondere im größeren Rahmen, beispielsweise bei nationalen oder internationalen Organisationsformen oder Tagungen, deutlich hervortritt. Dies deutet auf einen gemeinsamen Nenner in einem Minimalkonsens hin, der seine Klammer in den Begriffen "Anarchismus" und/oder "Libertär" findet und an seiner konkreten Anwendung in der Bewegung selbst festgemacht werden muß. Ein Blick auf Erklärungsversuche verschiedensten Gruppen ihres Anarchismusverständnisses zeigt, daß diese in der Regel mit der Begriffserläuterung als Übersetzung aus dem Griechischen mit "ohne Herrschaft" beginnen. Dies wird mit einem doppelten Sinn unterlegt, nämlich sich selbst nicht beherrschen lassen und selbst keine Herrschaft auszuüben. Dabei wird in der Regel der Begriff "Libertär" als synonym zu "Anarchismus" aufgefaßt und eher aus taktischen Gründen benutzt, da Anarchismus im öffentlichen Sprachgebrauch immer noch oft mit Terrorismus gleichgesetzt wird. Aus diesem Anarchismusverständnis ergeben sich Konsequenzen für die Zielprojektion sowohl nach Innen als auch nach Außen, d.h. es wird versucht die eigenen Organisationsstruktur möglichst "herrschaftsfrei" zu gestalten und in der Gesellschaft existierende Machtstrukturen abzuschaffen, ohne sie durch neue zu ersetzen. Eine Differenzierung der einzelnen Ansätze ergibt sich erst aus den bevorzugten Mitteln zur Erreichung dieser Ziele, anders ausgedrückt: die Unterschiede liegen in der Strategie und Taktik und nicht im Ziel, was trotz gemeinsamer Basis mitunter zu heftigen Grabenkämpfen führt. Sache einer Dokumentation kann es dabei nicht sein, zu Gunsten der einen oder anderen Seite Stellung zu beziehen, sondern sie ist aufgerufen, nach Möglichkeit die gesamte Vielfalt der Bestrebungen und Auseinandersetzungen zu dokumentieren und im besten Fall dadurch beizutragen, dem gemeinsamen Ziel ein Stück näher zu kommen.

Aus den dargestellten Überlegungen ergibt sich, daß der Dokumentationsgegenstand seine inhaltliche Definition also weder aus der Sekundärliteratur noch durch eine deskriptiv- analytische Untersuchung der anarchistischen bzw. libertären Richtungen erhalten kann, er muß vielmehr an einem kleinsten gemeinsamen Nenner im Sinne des o.g. Minimalkonsenses festgemacht werden. Die Gretchen-Frage lautet: "Wie hältst du es mit der Herrschaft?" Sie kann sozusagen als Meßlatte zur Abgrenzung gegenüber anderen politischen Bestrebungen dienen, die andererseits für die Integration konkreter Teile verwandter sozialer Bewegungen und individueller Freiheitsbestrebungen nicht nicht zu hoch liegt.

Konsequent angewandt ergeben sich als inhaltliche Kriterien für die Aufnahme in die Dokumentation libertärer Periodika folgende Punkte:

1. Anarchistische Periodika

Es werden alle Periodika aufgenommen, die vom Herausgeber bzw. der Redaktion selbst als anarchistisch verstanden werden und dies im Zeitschriftentitel, Untertitel oder im Inhalt (Editorial, Vorwort o.ä.) dezidiert zum Ausdruck bringen. Dabei werden auch Zeitschriften berücksichtigt, die sich zwar "anarchistisch" nennen, aber gemessen an ihrem Verhältnis zu Macht und Herrschaft als "Nicht-anarchistisch" eingestuft werden müssen, wobei dies anhand des Selbstverständnisses besonders erläutert wird. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, daß keine inhaltliche Zensur ausgeübt werden muß und gleichzeitig über die Erläuterungen der jeweilige Standort nachvollziehbar wird, so daß ggf. auch aus einem anderen Blickwinkel heraus die Frage nach der Zugehörigkeit zum Anarchismus oder einer wie auch immer definierten libertären Bewegung beantwortet werden kann.

2. Libertäre Periodika

Als libertär werden Periodika verstanden, die sich nicht ausdrücklich anarchistisch nennen, die aber - wiederum gemessen an ihrer Haltung zu Macht und Herrschaft - der anarchistischen Bewegung zugerechnet werden müssen. Mit dieser Definition wird ein relativ breites Spektrum abgedeckt, das sowohl Zeitschriften umfaßt, die sich selbst, aus welchen Gründen auch immer (z.B. taktischen), nicht anarchistisch nennen, die aber in der Bewegung als anarchistisch anerkannt sind (VON UNGE) als auch solche, die nicht zur anarchistischen Bewegung gerechnet werden, die aber durchgehend libertäre Standpunkte vertreten (z.B. Schülerzeitschriften).

Dabei entsteht ein mehr oder weniger fließender Übergang zu den Periodika mit libertären Inhalten.

3. Periodika mit libertären Inhalten

Hier werden Zeitschriften berücksichtigt, die sich weder anarchistisch nennen, noch in der anarchistischen Bewegung integriert sind oder dieser inhaltlich zugerechnet werden können.

Es sind Zeitschriften, die als Alternativ-, Kunst- oder Stadtzeitschriften bedingt durch die partielle Mitarbeit einzelner Anarchisten oder anarchistischer Gruppen oft auch nur zeitlich begrenzt unter anderem auch anarchistische Standpunkte vertreten und libertäre Beiträge abdrucken.

Dieser Ansatz führt zu Überschneidungen der anarchistischen Bewegung mit anderen politischen oder gesellschaftlichen Strömungen, die in gewissen Maße mit berücksichtigt werden müssen, soll die anarchistische Bewegung nicht isoliert betrachtet werden, d.h. zu den sogen. Randgebieten.

4. Randgebiete

Durch die Berücksichtigung von Randgebieten soll der Zusammenhang mit anderen Bewegungen deutlich werden, die konkrete inhaltliche Berührungspunkte zum Anarchismus aufweisen. Zu nennen wären hier insbesondere: Frühsozialisten, Philosophie der Tat, Oppositionsströmungen der Sozialdemokraten und Kommunisten, Freidenker und Atheisten, Teile der Gewerkschaftsbewegung, Genossenschafts- und Kommunebewegung, Boheme, DADA-Bewegung, Situationisten, Alternativ- und Bürgerbewegung, links-ökologische Ansätze, Autonome und Anti-Faschismus.

Eine Beschränkung auf "rein" anarchistische Ansätze würde eine Definition von Anarchismus voraussetzen, die einen verengten Blickwinkel zur Folge hätte, so daß wichtige Zusammenhänge ausgeblendet wären.

Vor diesem Hintergrung wäre es übrigens auch interessant ausgesprochene Anti-Organe zu vermerken, die sich speziell oder zumindest zeitweise vorwiegend mit der Kritik des Anarchismus beschäftigen bzw. diesen bekämpfen.

Damit ist auf der gedachten Inhaltsskala von unzweifelhaft anarchistisch über partielle Ansätze sozusagen das andere Ende erreicht: die Negation des Inhaltes.

Mit der Anwendung dieser sich vom eigentlichen Ansatz entfernenden Kriterien kann zwar in der Dokumentation die Komplexität gesellschaftlicher Bewegungen und Zusammenhänge zumindest ansatzweise eingefangen werden, ohne eine Struktur wird der eigentliche Gegenstand, nämlich die anarchistischen Periodika, jedoch eher verschüttet als hervorgehoben.

Eine solche breit angelegte Dokumentation erhält ihren Wert also erst durch die inhaltliche Kennzeichnung bzw. Beschreibung der einzelnen Dokumente, die damit den verschiedenen Richtungen, Randgebieten oder Gegenströmungen zugeordnet werden können.

Neben den Teilen der bibliographischen Beschreibung der Periodika, die in der Regel aus der Vorlage stammen oder aus anderen Verzeichnissen entnommen werden wie Titel, Herausgeber, Verlag, Ort, Erscheinungszeitraum und den ergänzenden Angaben zu Vorgänger, Nachfolger, Besitznachweise u.ä., ist demnach die inhaltliche Erschließung der Dokumente von besonderer Bedeutung. Um hier eine verengende Zuordnung der Dokumente zu einzelnen Strömungen oder inhaltlichen Schwerpunkten zu vermeiden, bietet sich grundsätzlich ein dreistufiges System bestehens aus Systematik, Schlagwörtern und verbaler Beschreibung an. Damit kann eine Inhaltsbeschreibung vom Allgemeinen zum Besonderen erfolgen, so daß die unterschiedlichen Aspekte und Ansätze Berücksichtigung finden. An dieser Stelle soll jedoch auf Aspekte der Inhaltserschließung nicht näher eingegangen werden.[16)]



II. Formale Bestimmung: deutschsprachige Periodika
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Als weitaus unproblematischer erscheint die Frage nach den formalen Kriterien, also die Definition von "Periodika" und "deutschsprachig". Zur Klärung kann auf bibliothekarisches Fachwissen zurückgegriffen und die gängige Praxis berücksichtigt werden.

Die sprachliche Eingrenzung orientiert sich an den Definitionen der Deutschen Nationalbibliographie, wo als "geographischer Umfang" genannt wird:

"Deutschsprachige (Verlags)publikationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem übrigen Ausland; außerdem in Deutschland erschienene fremdsprachige Publikationen" [17)]

Diese an der Sprache festgemachte Bestimmung hat ihre historischen Wurzeln in der besonderen "deutschen" Situation.

Die ersten Bücherverzeichnisse wurden im 16. Jahrhundert für die Bedürfnisse des Buchmarktes erstellt und erschienen bis in das 19. Jahrhundert als sogenannte "Meßkataloge", die allerdings als reine Handelsbibliographien den Nachteil hatten, daß sie nicht vollständig und zuverlässig sein konnten, da auch in Vorbereitung befindliche Bücher, die mitunter nie erschienen, verzeichnet wurden. Die ersten auf Genauigkeit und Vollständigkeit ausgerichteten Verzeichnisse erschienen dann im 18. Jahrhundert als sogenannte Nationalbibliographien, deren Inhalt natürlich von den jeweiligen nationalen Gegebenheiten geprägt war. Wärend beispielsweise in der Schweiz, einem Staat in dem vier Sprachen gesprochen wurden, das staatliche und nicht sprachliche Merkmal zugrunde gelegt wurde, war im deutschen Bereich genau das Gegenteil der Fall. In Ermangelung eines einheitlichen Nationalstaates konnte die Grundforderung für die aufzunehmenden Materialien nicht der Erscheinungsort des Druckerzeugnisses, sondern nur die Sprache sein, in der eine Veröffentlichung vorlag.[18)]

Da die deutschen, nationalen Bücherverzeichnisse von Anbeginn an keine Rücksicht auf staatliche Abgrenzungen oder politische Gebilde nehmen konnten, hatte das Konzept der ab 1911 verzeichnenden Deutschen Nationalbibliographie, obwohl natürlich damit ein deutscher Anspruch über politische Grenzen hinaus angemeldet wurde, in diesem gewendeten Sinne sozusagen antinationale bzw. internationale [19)] Aspekte, so daß sie unter diesem Gesichtspunkt für eine deutschsprachige Bibliographie libertärer Periodika als Rahmen dienen kann.

In die Datenbank/Bibliographie des deutschsprachigen Anarchismus werden also grundsätzlich alle deutschsprachigen Veröffentlichungen aufgenommen, egal in welchem Land sie erschienen sind, wobei Schwerpunkte in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz sowie den klassischen Exilländern (Frankreich, England, USA, Niederlande u.a.) zu sehen sind.

In Abweichung zu den Vorgaben der Nationalbibliographie werden fremdsprachige Titel, die in Deutschland erschienen sind, nur aufgenommen, wenn sie in besonderer Beziehung zu deutschsprachigen Publikationen stehen:

- Übersetzungen von deutschsprachigen Titeln oder bei anders gearteter enger Zusammenarbeit von deutschen und fremdsprachigen Periodika;

- Periodika, die mit maßgeblicher Beteiligung deutschsprachiger Mitarbeiter erschienen sind.

Für die Bestimmung der Publikationsform kann ebenfalls auf bibliothekarische Fachtermini zurückgegriffen werden. Danach sind Periodika bzw. periodische Schriften wie folgt definiert:

"In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, häufig mit zusammenfassender Zählung erscheinende Hefte oder Teile, die im allgemeinen mehrere bibliographisch unselbständige Beiträge verschiedener Mitarbeiter enthalten, unter einem Titel zusammengefaßt sind und keinen geplanten Abschluß haben." [20)]

In dieser Begriffsbestimmung wird zwischen substanziellen und peripheren Kriterien unterschieden.

Kriterien, die erfüllt sein müssen, um von einem Periodikum sprechen zu können, sind:

- Erscheinen in mehreren Teilen mit
- gemeinsamen (übergeordnetem) Titel und
- ohne geplanten Abschluß.

Periphere Kriterien, die zwar gewöhnlich ein Periodikum kennzeichnen, die aber auch entfallen können, sind:

- Erscheinen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen,
- häufig mit zusammenfassender Zählung,
- meist mit mehreren unselbständigen Beiträgen verschiedener Verfasser.

Nach dieser Definition können folgende Veröffentlichungen nicht zu den Periodika gerechnet werden:

- Schriften in mehreren Teilen aber ohne gemeinsamen Titel, z.B. Flugblätter;
- mehrbändige begrenzte Werke wie z.B. Lexika oder Nettlaus Geschichte der Anarchie (geplanter Abschluß);
- einzelne Broschüren mit mehreren Beiträgen verschiedener Autoren und übergeordnetem Titel (nicht mehrere Teile).

Nicht ausgeschlossen sind aber:

- unregelmäßig, auch in größeren Abständen erscheinende Periodika;
- Schriftenreihen oder Zeitschriften ohne Zählung,
- Buch- oder Heftreihen mit jeweils einem Beitrag von einem Verfasser.

Vor dem Hintergrund dieser Kriterien kann eine Typologie der Periodika entworfen werden, in der die periodischen Schriften zunächst formal unterteilt werden in Zeitungen, Zeitschriften und zeitschriftenartigen Reihen.

1. Zeitungen

Der formal-bibliographische Unterschied von Zeitung und Zeitschrift läßt sich nicht eindeutig genug bestimmen, was sich auch im alltäglichen Sprachgebrauch widerspiegelt, wo keine klare Trennung vorgenommen wird, sondern in der Regel der Begriff Zeitung auch für Zeitschriften benutzt wird. Zumindest die Tageszeitung hebt sich jedoch nach Funktion und Inhalt klar von der Zeitschrift ab und sollte zum Maßstab einer Differenzierung genutzt werden. Danach wäre der Schwerpunkt einer Zeitung in der aktuellen und kontinuierlichen und damit in der Regel täglichen Information der Leser zu sehen, wobei weder Fachwissen vorausgesetzt wird noch eine Einschränkung auf einen bestimmten Leserkreis erfolgt. Da nach dieser Definition die libertären Presseerzeugnisse, von wenigen Titeln abgesehen [21)], durchweg als Zeitschriften bezeichnet werden müssen, kann von einer weiteren Differenzierung abgesehen werden.

2. Zeitschriften

Kennzeichen einer Zeitschrift ist ihr periodisches Erscheinen in einzelnen Heften mit gemeinsamen Titel und (theoretisch) unbegrenztem Umfang. Zählungen oder sonstige unterscheidende Bezeichnung der Hefte oder Bände stellen keinen eigenen Stücktitel dar, sondern sagen nur im Zusammenhang mit dem Zeitschriftentitel etwas aus. Dabei sind Ausnahmen möglich wie z.B. bei Sondernummern, Jubiläumsausgaben oder Festschriften. Zu einzelnen Zeitschriften können Beihefte, eigene Buchreihen, periodische Beilagen (Zeitschriften in der Zeitschrift) oder Einzelbeilagen zu Heften erscheinen.

Inhaltlich sind Zeitschriften in der Regel auf ein mehr oder minder großes Sach- oder Fachgebiet ausgerichtet. Das Spektrum reicht von Zeitschriften, die mit sehr speziellen Themen nur einen äußerst kleinen Leserkreis ansprechen über Fachblätter zu verschiedenen Berufen bis hin zu solchen von allgemeinem Interesse. In dem letzten Bereich ist auch die libertäre Presse anzusiedeln, die sich in der Regel nicht an Spezialisten wendet, sondern unter libertärem Vorzeichen Themen von allgemeinem Interesse anspricht. Dabei ist die Ausrichtung grundsätzlich eine Zweifache: zum einen dient die Zeitschrift dem eigenen Selbstverständnis und sozusagen als "internes" Diskussionsforum der Szene und zum anderen als "Agitationsmittel", d.h. der möglichst breiten Vermittlung libertärer Themen und Sichtweisen an ein nicht weiter spezifiziertes (und oft weitestgehend imaginär bleibendes) Publikum.

Obwohl der überwiegende Teil der Zeitschriften beide der genannten Funktionen erfüllen, so daß von reinen "Interna" oder "Agitationsblättern" nur in Ausnahmefällen die Rede sein kann, deuten sich hier erste Ansätze für eine weitere Typisierung an. Unter formalen Gesichtspunkten können die Zeitschriften nach Funktion, Verbreitung, Erscheinungsweise sowie nach der personellen Ausrichtung systematisiert und näher bestimmt werden.

3. Reihe

Bei der Reihe (auch Serie genannt) wird bibliothekarisch unterschieden zwischen einer zeitschriftenartigen Reihe und einer Reihe oder auch Schriftenreihe.

Unter einer zeitschriftenartigen Reihe wird eine fortlaufende Veröffentlichungen ohne Stücktitel (Einzeltitel) verstanden, die weder als Zeitung noch als Zeitschrift angesehen werden kann, aber mit diesen Publikationen die Art des Erscheinens gemeinsam hat, so z.B. Adreßbücher, Jahrbücher, Kalender, periodische Tagungsberichte u.ä. [22)]

Demgegenüber ist eine Reihe (oder Schriftenreihe) eine fortlaufende Veröffentlichung mit übergeordnetem Gesamttitel und Stücktiteln für die einzelnen Bände oder Hefte, die in zwangloser Folge erscheinen und häufig außer durch den Gesamttitel durch Zählung verbunden sind. [23)] Beispielhaft zu nennen wären hier die Buchreihen "Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte" vom Libertad-Verlag, Berlin und "Libertäre Wissenschaft" im Trotzdem-Verlag. Unterschieden wird hier nur nach Umfang und Ausstattung zwischen Buch- und Heftreihe.

Orientiert an diesen Definitionen und an dem tatsächlichen Vorkommen einzelner Publikationsformen im libertären Bereich ergibt sich für die in die Datenbank/Bibliographie aufgenommenen Periodika folgende Unterteilung:

Zeitung

Zeitschrift:
- Betriebszeitschrift
- Fachblatt
- Mitgliederzeitschrift
- Jugendzeitschrift
- Schülerzeitschrift
- Studentenzeitschrift
- Regionalzeitschrift
- Stadtzeitschrift
- Musikzeitschrift
- Literaturzeitschrift
- Infoblatt
- Pressenachdruck
- Leserzeitschrift

Reihe:
- Buchreihe
- Heftreihe
- Jahrbuch
- Almanach
- Kongreßbericht
- Kalender
- Katalog
- Adreßbuch
- fortlaufende Bibliographie
- Interna

Diese Begriffe sind in einem Thesaurus als Schlagwörter zur Systematik der Publikationsformen erfaßt und neben weiteren Deskriptoren zur inhaltlichen Erschließung (Richtung, Themen, Chronologie) den einzelnen Titeln zugeordnet, so daß sich umfangreiche Recherche- und Auswertungsmöglichkeiten ergeben.

Auf die Erörterung inhaltlicher Aspekte, d.h. insbesondere die Systematisierung der von den einzelnen Zeitschriften vertretenen libertären Richtungen (Syndikalismus, Individualanarchismus, Anarcho-Kommunismus u.ä.) wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen. Der gesamte Komplex der inhaltlichen Erschließung der Dokumente durch Schlagwörter, Abstract und Systematik wird ggf. in einem gesonderten Aufsatz dargestellt.

* * *


Anmerkungen

1) Schon Lösche weist "auf der Suche nach dem Forschungsgegenstand" vor dem Hintergrund einer diagnostizierten "allgemeine[n] Unsicherheit der Anarchismusforschung" darauf hin, "daß eine einschlägige, auf den letzten Stand gebrachte und die zahllosen, dem Stichwort 'Anarchismus' zugeordneten Monographien zusammenfassende Spezial-Bibliographie fehlt" (Lösche, Peter: Anarchismus. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977, S. 4) Abgesehen davon, daß die Ursachen dieser "allgemeinen Unsicherheit" von Lösche nicht problematisiert sondern an einem Defizit in der Begriffsbestimmung festgemacht werden, kann weder von einem "letzten Stand" in der bibliographischen Verzeichnung einer lebendigen sozialen Bewegung wie dem Anarchismus die Rede sein, noch eine Beschränkung auf "Monographien" als sinnvoll erscheinen. In der "Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus" (DadA) werden deshalb alle Formen von Veröffentlichungen berücksichtigt und über die blose Verzeichnung hinaus inhaltlich beschrieben, wobei es das Medium Datenbank ermöglicht, die Dokumentation ständig weiterzuführen.

2) Die in Zusammenarbeit mit dem libertären "Historikerkreis" geplante Dokumentation von Biographien ist leider nicht über das Planungsstadium hinaus gekommen. Das dazu entworfene Datenschema wurde mit Erläuterungen veröffentlicht in Rundbrief für alle über den Anarchismus, Anarchosyndikalismus, Linksradikalismus sowie antiautoritäre Bewegungen forschenden Historikerinnen und Historiker, hobbyhalber oder -ganzer oder so ..., (1993), Nr. 7, S. [2]-[9]

3) Eine Projektbeschreibung und der Stand der Dokumentation der deutschsprachigen libertären Periodika und Literatur kann dem aktuellen DadA-Info entnommen werden.

4) Beispiele für Bibliographien mit rein formalen Kriterien wären: Arndt, Karl J. R. u. May E. Olson: Die deutschsprachige Presse der Amerikas, 3 Bde. München 1973-1980 und Maas, Lieselotte: Handbuch der deutschen Exilpresse 1933-1945, 3 Bde. München: Hanser, 1979-1981, die ausschließlich sprachliche und teritoriale Abgrenzungen vornehmen.

5) Max Nettlau verfolgt die Spuren anarchistischer Anfänge, also das Streben nach Freiheit und sozialer Gerechtigkeit, bis in Urgeschichte und Antike zurück (Nettlau, Max: Der Vorfrühling der Anarchie. Seine historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahr 1864. Berlin: Verlag "Der Syndikalist", 1925; Geschichte der Anarchie Bd.1).

6) Die größte Masssenbasis erreichte der Anarchismus als Anarcho-Syndikalismus insbesondere in Spanien in der Zeit zwischen den Weltkriegen.

7) Mit dieser "Definition" beginnt E.V. Zenker den ersten Teil seines Buches: "Der Anarchismus. Kritische Geschichte der anarchistischen Theorie", Jena: Fischer-Verlag, 1895. Mit der unerschütterlichen Überzeugung eines gründlichen, deutschen Gelehrten fährt er fort: "Diese Grundformel, welche im Wesen allen wirklichen und eigentlichen Anarchisten der Theorie gemeinsam ist, enthält alles, was nur irgend zur Kennzeichnung dieser merkwürdigen Geistesrichtung nötig ist."

8) So auch von Lösche (in Anarchie, S. 10) kritisiert als einen "abstrakt-idealistischen Terminus [...], der (überspitzt formuliert) als Etikett auf fast jede gesellschaftskritische Opposition im 19. und 20. Jahrhunder paßte".

9) Vgl. dazu Lösche: Anarchismus, 1977, S. 18-19.

10) Bartsch, Günter: Anarchismus in Deutschland, Hannover, 1972, Bd.1, S. 13-21 unterscheidet zwischen: 1. individual- Anarchismus, 2. Sozial-Anarchismus, 3. Anarcho-Kommunismus, 4. Anarcho- Syndikalismus, 5. Anarcho-Liberalismus. In Bd. II/III, Hannover, 1973, S. 9-15 werden die "Eigenarten" erörtet und zu zwölf "Grundsätzen" zusammengefaßt.

11) Lösche, Peter: Anarchismus, Darmstadt, 1977, S. 25.

12) Ebenda, S. 25.

13) Zu nennen sind hier insbesondere: Ludz, Peter Christian u. Christian Meier: Anarchie, Anarchismus, Anarchist. - In: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. von Otto Brunner u.a. Bd.1: A-D. Stuttgart: Klett-Cotta, 1979. S.49-109 und Dierse, U.: Anarchie, Anarchismus. - In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg.: Joachim Ritter. Völlig neubearb. Ausg. des "Wörterbuches der philosophischen Grundbegriffe" von Rudolf Eisler. Bd.1: A-C. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1971, Sp.267-294. In der ersten Darstelung wird vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse die Bedeutung und Verwendung dieser Begriffe von den Anfängen bis in das 20. Jahrhundert hinein untersucht, wobei die jüngste Geschichte nach dem 1. Weltkrieg weitestgehend ausgespart bleibt. Die Untersuchung von Dierse konzentriert sich auf die Verwendung des Begriffes in der Philosophie von Platon und Aristoteles bis hin zu Rudolf Rocker, Peter Heintz und Marcuse.

14) Vgl. dazu Ludz/Meier (Anm. 14), S. 74-77 wo auch darauf hingewiesen wird, daß der Begriff "Anarchie" seit der Französischen Revolution zur Diffamierung der politischen Gegner sowohl von rechts als auch von links benutzt wurde.

15) Im Prinzip bietet jeder anarchistische Autor eine (seine) eigene Definition von Anarchie. Vgl. dazu Degen, Hans Jürgen: Hat der Anarchismus eine Zukunft? Einige Anmerkungen. - In: Anarchismus heute. Verlag Schwarzer Nachtschatten: Berlin, 1991, S. 148: "Eine einheitliche Anarchismus-Definition gibt es nicht. Geschweige denn einheitliche Vorstellungen davon, wie Anarchie als Gesellschaftsformation beschaffen sein soll."

16) Zur inhaltlichen Erschließung werden in der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus für die Abteilungen Periodika und Literatur sowohl Schlagwörter als Inhaltsangaben in Form von verbalen Beschreibung genutzt. In Verbindung mit einer Schlagwortliste wurde für den Bereich Literatur eine Systematik entwickelten, die eine grobe Zuordnung der Titel zu einzelnen Gebieten erlaubt und insbesondere der systematischen Aufstellung des Bestandes der Bibliothek der Berliner Gesellschaft zum Studium sozialer Fragen e.V. (BGSSF) dient.

17) Hacker, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen. Unter Mitarb. v. Hans Popst u. Rainer Schöller. 3., neubearb. Aufl. München: Verlag Dokumentation, 1976. S. 315 (Uni- Taschenbücher; 148)

18) Zur Entwicklung von Nationalbibliographien in verschiedenen Ländern Europas vgl.: Simon, K. R.: Bibliographische Grundbegriffe und Fachtermini. Aus d. Russ. v. Friedrich Nestler. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1972. S. 92-96.

19) Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß Nationalbibliographien grundsätzlich, so auch im Deutschen, durch nationale Interessen geprägt sind. Besonders deutlich wird dies an der Vehemenz mit der einzelne nationale Aspekte geradezu irrational verteidigt werden und so eine internationale Vereinheitlichung bis heute verhindert wird.

20) Lexikon des Bibliothekswesens. Hrsg. von Horst Kunze und Gottfried Rückl unter Mitarb. von Hans Riedel und Margit Wille. 2., neubearb. Aufl. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1975. Bd. 2, S. 1079, Stichwort: periodische Schrift.

21) Als Zeitung in diesem Sinne können die "Chicagoer Arbeiter-Zeitung" (1879-1919) und die "Schöpfung" (1919) angesehen werden, die beide, zumindest zeitweise, täglich erschienen. Für die Periode nach 1945 gibt es hierfür keine Gegenstücke. Allerdings gibt es Versuche von verschiedenen Zeitschriften durch Angleichung des äußeren Erscheinungsbildes diesen einen Zeitungscharakter zu geben. Von den zur Zeit erscheinenden wären hier beispielhaft zu nennen: "Graswurzel-Revolution", "direkte aktion" und "Von Unge". Insbesondere das zuletzt genannte Blatt lehnt sich bewußt im Layout an das Kölner Gegenstück der BILD-Zeitung den "Express" an (gleiches Format, große Schlagzeilen, rotes Titel-Logo) und wird entsprechend auch für wenig Geld (90 Pf.) über die Kioske vertrieben.

22) Vgl. Definition zu "Periodika" weiter oben u. Lexikon des Bibliothekswesens. Hrsg. von Horst Kunze und Gottfried Rückl unter Mitarb. von Hans Riedel und Margit Wille. 2., neubearb. Aufl. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1975. Bd. 2, S. 1509, Stichwort: zeitschriftenartige Reihe.

23) Vg. ebenda S. 1153, Stichwort: Reihe.


Die Erstveröffentlichung des Textes erfolgte im Rundbrief für alle über den Anarchismus, Anarchosyndikalismus, Linksradikalismus sowie antiautoritäre Bewegungen forschenden Historikerinnen und Historiker, hobbyhalber oder -ganzer oder so ..., Nr. 10 (Jan.), Dortmund 1994. Für die vorliegende Web-Fassung wurde der Text (bes. in der Einleitung und im Anmerkungsapparat) geringfügig überarbeitet.


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Zuletzt aktualisiert am 5. Juni 1996 / © Projekt: DadA; info@dadaweb.de