DadA-Literatur, Dok.-Nr.: DA-L0000239Fähnders, Walter Ein romantischer Rowdy: Hinweise auf Leben und Werk des Anarchisten Senna Hoy. - In: Die Aktion. Zeitschrift für Politik, Literatur, Kunst. Hamburg, Jg. 9 (Febr. 1989), H.47/49, S.706-731; (Dokumenten-)Anhang: S. 732-752 ABSTRACT: Biographische Skizze über den legendären deutschen Anarchisten Senna Hoy (d.i. Johannes Holzmann; 1882-1914). Hoy - der in der zeitgenössischen anarchistischen Bewegung Deutschlands nicht unumstritten war - kann als eine der herausragenden Repräsentanten des deutschen Boheme-Anarchismus betrachtet werden. Seit 1904 gab er die politisch-literarische Wochenschrift "Kampf". Zeitschrift für - gesunden Menschenverstand" heraus. Zu den Mitarbeitern des Blattes und zum engeren Freundeskreis des Herausgebers gehörten u.a. Werner Daya (d.i. Werner Karfunkelstein), Theophile Gautier, Victor Hadwiger, Peter Hille, Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam, Franz Pfemfert, Ludwig Rubiner und Paul Scheerbart. Sehr aktiv war Hoy im Kampf gegen die Unterdrückung der Homosexualität. So veröffentlichte er bereits 1903 gemeinsam mit Adolf Brand die Broschüre: "Das dritte Geschlecht. Ein Beitrag zur Volksaufklärung", mit der er für die Rechte der Schwulen eintrat. Sein kompromißloses radikales Auftreten im "Kampf", brachte Hoy sehr bald in Konflikt mit der Staatsanwaltschaft. Fast jede zweite Nummer des in zehntausender Auflage erscheinenden Blattes, fiel entweder dem Verbot oder der Beschlagnahmung durch die Berliner Polizei zum Opfer. Als Hoy 1905 "wegen Nötigung einer Amtsperson" zu vier Monaten Gefängnis verurteilt wurde, floh er erst in die Schweiz, später (1907) nach Rußland. Dort schloß er sich einer Gruppe von Anarcho-Kommunisten an und beteiligte sich an "Expropriationen" vermögender Kaufleute, was ihm den Ruf eines "Anarcho-Banditen" einbrachte. Er wurde jedoch bald gefaßt und im September 1908 von einem Warschauer Kriegsgericht zunächst zu zwölf, in einem zweiten Prozeß zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Trotz intensiver Anstrengugen namhafter deutscher Schriftsteller, darunter die besonders aktive Else Lasker-Schüler, scheiterten alle Versuche, Hoy aus der Haft freizubekommen. Am 28. April 1914 ist er an Tuberkolose und einer Nierenerkrankung in der Gefangenenabteilung eines Irrenhauses in der Nähe von Moskau gestorben.
Im Anhang des Aufsatzes von Fähnders (S. 732-752) finden sich einige kleinere litararische Arbeiten von Senna Hoy (Essay / Marusja / Gaben von Else Lasker-Schüler) und zwei Briefe von Else Lasker-Schüler an Pierre Ramus, in denen sie Ramus um Solidarität im Kampf zur Befreiung von Hoy bittet. [Bearb.: js] Bearbeitungsstand: 14.06.1993 |
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